Zum Evangelium Mt 11, 2-11 am 3. Adventssonntag 2013
Auf ersten Blick erscheint mir der Text des heutigen Evangeliums als ein Zusammenschnitt aus zwei nur bedingt zusammenhängenden Erzählungen. Da ist einmal der Abschnitt, in dem Johannes die Frage nach Jesus stellt und dann der Abschnitt, in dem Jesus Aussagen zu Johannes macht. Wie gehört das zusammen, abgesehen davon, dass in beiden Abschnitten Jesus und Johannes die zentralen Figuren sind?
Die Frage des Johannes: „Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?“ ist mir sehr sympatisch, weil sie mir auch schon so manches Mal durch den Kopf gegeistert ist. Wie Johannes höre ich fasziniert von den Taten und Worten Jesu und sage mir: Ja, das ist die Basis, die mein Leben trägt. Trotzdem denke ich manchmal: Und wenn ich einem großen kollektiven Irrtum erliege? Ja … was dann??
Die Antwort, die ich für mich darauf gefunden habe: Für die Hoffnung, die hinter der verkündeten Frohbotschaft steckt, gehe ich dies Risiko gern ein. Ich kann nur Leben gewinnen, wenn ich versuche, mich von diesem Geist leiten zu lassen. Er macht mein Leben hell, gibt meinen Gedanken und meinem Handeln Spur und weitet meine Perspektive auf das Ganze. Er lässt mich erahnen, was gemeint ist mit der Fülle des Lebens und lässt mich spüren, dass ich Schwester unter einer unbeschreiblich großen Zahl von Geschwistern bin. Um bei dieser Entscheidung JA zu sagen, brauche ich keine naturwissenschaftliche oder philosophische Beweiskette.
Dann sagt Jesus in diesem ersten Abschnitt abschließend: „Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt.“ Ist dies eine Kritik an Johannes, wie er denn überhaupt dazu kommt, Jesu Sendung in Frage zu stellen? Das könnte man zunächst durchaus annehmen. Aber hier liegt in meinen Augen das Verbindungsglied zwischen beiden Textabschnitten. Jesu Worte zu Johannes sind mehr als wohlwollend! Sie gipfeln darin, dass er sagt, dass es „keinen größeren gegeben (hat) als Johannes den Täufer“, ausgerechnet Johannes, der nach den Beurteilungskriterien der „Welt“ so gar nicht dem Image eines „Großen“ entspricht! Dass Johannes fragt: „Bist du der, der kommen soll?“ nimmt Jesus also ernst und beschenkt Johannes mit seiner Antwort darauf mit Hoffnung und Zuversicht, dass dieser unbeirrt weiter „Bahnbrecher“ sein kann für das Reich Gottes, in dem die Kleinsten größer sind als wir uns Größe überhaupt vorstellen können … Evangelium unseres Herrn und Bruders Jesus Christus – Gott sei Dank!
Maria Schmale
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männer aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-, und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.