Zum Evangelium Lukas 16,19-31 am Sonntag, dem 29.9.2013
Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel.
Lazarus ist nicht nur gelähmt, sondern sein Körper ist mit vielen Geschwüren bedeckt. Aussatz ist das sicher nicht, denn sonst hätte jeder einen großen Bogen um ihn gemacht. Seine extrem schlechte Ernährung und miserable hygienische Bedingungen haben seinem Körper den Rest gegeben; er ist nur noch ein Wrack, ein Häufchen Elend. Da liegt er nun Tag für Tag und leidet fürchterlichen Hunger, während er die Festgäste und den Hausherrn ein- und ausgehen sieht. Doch Lazarus verhält sich ruhig. Er schreit nicht herum, er fordert nichts, er pöbelt niemanden an. Er liegt nur da draußen vor der Tür und hält seine Hände zum Betteln hoch, wenn an der Tür Bewegung ist. Sicher schämt er sich seines Aussehens und will deshalb niemandem zu nahe treten. Er wartet einfach ab und hofft darauf, dass der Hausherr sich seiner erbarmt. Die weggeworfenen Brotstückchen zum Säubern der Hände würden ihm schon genügen. Mit dem Wohlstands-Abfall wäre stets für einen weiteren Tag sein Überleben gesichert.
Überall auf der Welt können wir sie sehen, die himmelschreiende Armut. Damit sind nicht nur die vielen Millionen Menschen gemeint, die menschenunwürdig und in ständiger Gefahr zu verhungern ihr Leben fristen müssen. Damit sind nicht nur die Scharen von Bettlern gemeint, die sich Tag für Tag erniedrigen müssen, um vielleicht ein barmherziges Stückchen Brot vom Tisch der Wohlhabenden abzubekommen. Elend und Armut begegnen uns auch in unserem Land auf Schritt und Tritt, wenn auch oft eher unauffällig und verschämt. Wer das nicht sehen will, der sieht das nicht. Ein einziges Beispiel mag genügen: In den großen Städten lebt in unserem reichen Land mehr als ein Viertel der Kinder in Armut, sagt die Statistik. Was wird aus ihnen wohl werden, wenn sie keine Hilfe und keine Wertschätzung bekommen? Diese Kinder und alle Notleidenden haben unsere Nächstenliebe wirklich verdient. Es gibt ein „zu spät“, ruft uns Jesus zu. Ein „zu spät“ für Menschen in Not, aber auch ein „zu spät“ für jeden, der als Christ da nicht hilft, wo er oder sie helfen könnte. Lernen wir also aus dem Evangelium und freuen wir uns jetzt schon auf das himmlische „happy end“ für die Kinder Gottes.
Hans – Josef Winkler
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männer aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-, und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.