Zum Evangelium Lk 3, 1-6 am Sonntag, dem 9.12.2012 – 2. Advent
In der Wüste ergeht an Johannes den Täufer der Ruf, die Menschen zur Umkehr aufzurufen. Wüste ist der Ort der Gottesbegegnung, Ort der Entscheidung, der Reinigung. Der Mensch ist in der Wüste der Öde, der Einsamkeit, der Stille, der Ausweglosigkeit,der Mühsal, der Orientierungslosigkeit, der extremen Hitze bei Tag als auch der extremen Kälte in der Nacht ohnmächtig ausgeliefert.In der Wüste lenkt nichts mehr vom Wesentlichen ab. Dort kann man sich nichts mehr vormachen. Alles was nicht Bestand hat, äußerlich und innerlich, wird bewusst und fällt weg.
Diese Wüstenerfahrungen haben die Botschaft des Johannes geprägt. Er hat am eigenen Leib erfahren, dass eine Wüstenzeit nur gelingen kann, wenn man sich auf das Aller- Notwendigste beschränkt. Deshalb ruft er die Menschen und auch uns auf, umzukehren, indem wir die Hindernisse auf unserem Weg ausräumen, die uns den Blick auf die Krippe verstellen. Sehr plastisch wird das zur Zeit in unserer Gemeinde deutlich. Gäbe es auf dem Wegstreifen im Mittelschiff, der zum leeren Futtertrog führt, Hügel und Schluchten, dann würde jeder erfahren, wie schnell er die Orientierung verliert und wieviel Zeit und Kraft er dabei auf dem Weg vertut.
Auch in unserer heutigen Zeit machen Menschen sogenannte Wüstenzeiten.
Sie suchen bewusst Orte der Stille auf, nehmen sich bewusst Zeiten der Stille, um überhaupt wieder auf die Stimme ihres Herzens hören zu können.
Es geht darum,
klar und wahrhaftig zu werden;
dem wieder Raum zu geben, was mein Leben zutiefst trägt und erhält;
sich der Sehnsucht meines Herzens zu stellen,ohne sie oberflächlich zu stillen;
die Richtung zu ändern, in der wir nach Glück suchen.
Philippe Pozzo di Borgo ist der Mann, der das Vorbild für die Hauptfigur des Filmes „Ziemlich beste Freunde“ abgab. Er sagte einige Dinge, die mich sehr beeindruckten: Er habe sich selbst gefunden nach der größten Katastrophe in seinem Leben. Wer du bist, sei das, was übrig bleibt in der Stille. Nur 5 Minuten Stille am Tag seien schon eine gute Übung.
In unserer heutigen hektischen, konsumorientierten Welt und Gesellschaft müssen wir uns schon diese stillen Räume freischaufeln und genauso einplanen wie all die anderen Termine, die wir in unseren Kalender eintragen.
„Bereitet dem Herrn den Weg!“
Mechthild Weißenfels
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männer aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-, und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.