18. Sonntag im Jahreskreis, 03.08.2025
Zum Evangelium nach Lukas 12, 13 – 21
13 Einer aus der Volksmenge bat Jesus: Meister, sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen! 14 Er erwiderte ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbteiler bei euch eingesetzt? 15 Dann sagte er zu den Leuten: Gebt Acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier! Denn das Leben eines Menschen besteht nicht darin, dass einer im Überfluss seines Besitzes lebt. 16 Und er erzählte ihnen folgendes Gleichnis: Auf den Feldern eines reichen Mannes stand eine gute Ernte. 17 Da überlegte er bei sich selbst: Was soll ich tun? Ich habe keinen Platz, wo ich meine Ernte unterbringen könnte. 18 Schließlich sagte er: So will ich es machen: Ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen; dort werde ich mein ganzes Getreide und meine Vorräte unterbringen. 19 Dann werde ich zu meiner Seele sagen: Seele, nun hast du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink und freue dich! 20 Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann das gehören, was du angehäuft hast? 21 So geht es einem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber bei Gott nicht reich ist.
Kennen Sie die nachfolgende Weisheit? „Wenn Du Gott zum Lachen bringen willst, erzähle ihm von Deinen Plänen.“ So etwa wirkt der Bauer mit der zu erwartenden guten Ernte. Und wie gut kann ich ihn verstehen. Okay, ich habe keine Felder und kann meinen potenziellen Gewinn beim Anwachsen beobachten. Aber an der einen oder anderen Stelle habe ich mir schon die Frage gestellt, ob die eine oder andere Investition wirklich notwendig ist oder einfach nur puren Luxus darstellt.
Immer dann, wenn Wahlen anstehen, wird über Geld und die bestmögliche Verteilung von Vermögen diskutiert. Dabei wird auch darüber diskutiert, ob man von den Vermögenden nicht größere Beträge einfordern könne, mit denen dann die Chancen für diejenigen verbessert werden können, die praktisch gar nichts haben. Gerne wird in diesem Zusammenhang auch auf den Artikel 14 unseres Grundgesetzes verwiesen, in dem zu lesen ist, „Eigentum verpflichtet“. Im Rahmen der Möglichkeiten ist es gesetztes Ziel unserer Verfassung, dass Wohlstand nicht nur dem persönlichen Wohlergehen dienen solle, sondern mindestens teilweise auch der Allgemeinheit zugute zu kommen hat. Das hat nichts mit der plötzlichen Endlichkeit des Lebens auch vermögender Menschen zu tun, sondern mit der Annahme, dass ein Teil des Vermögens in die Gesellschaft zurückfließen soll; nicht selten auch deshalb, weil für den Reichtum einzelner ein namhafter Teil ebenjener Gesellschaft gearbeitet hat.
Jesus will nicht Erbteiler sein. Aber die vorgetragene Bitte ist ihm nicht gleichgültig. Denn im Gleichnis steckt doch eigentlich auch ein Vorwurf an den Vermögenden: Er könnte sehen, dass dem Bruder etwas fehlt und der Vermögende könnte bei Lage der Dinge gut etwas abgeben, ohne dass sein Leben spürbar beschränkt verläuft. Statt einer prozentual definierten Reichensteuer, einer vorgeschriebenen Abgabepflicht oder einem verordneten Stiftungsprinzip ruft Jesus zu zwei Sicht- und Handlungsweisen gleichzeitig auf: Zu Bescheidenheit einerseits, denn zunächst einmal muss mit der vorhandenen Ernte umgegangen werden, ganz gleich, wie hoch sie ausfällt. Und andererseits zu dem Bewusstsein, dass Vermögen ausgesprochen endlich sein kann. Auch ohne Krieg und Börsencrash. Nicht nur das berühmte letzte Hemd hat keine Taschen, sondern auch deutlich zu Lebzeiten kann (ab-)geteiltes Vermögen zu allseitiger Zufriedenheit führen, die weit größer sein kann als der Blick auf einen Kontoauszug.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und mir ein reich gesegneten Tag.
Tim Wollenhaupt