Zum Evangelium Joh 6, 1-15 am 17. Sonntag des Jahreskreises – 28.7.2024
1 Danach ging Jesus an das andere Ufer des Sees von Galiläa, der auch See von Tiberias heißt.
2 Eine große Menschenmenge folgte ihm, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat.
3 Jesus stieg auf den Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern nieder.
4 Das Pascha, das Fest der Juden, war nahe.
5 Als Jesus aufblickte und sah, dass so viele Menschen zu ihm kamen, fragte er Philippus: Wo sollen wir Brot kaufen, damit diese Leute zu essen haben?
6 Das sagte er aber nur, um ihn auf die Probe zu stellen; denn er selbst wusste, was er tun wollte.
7 Philippus antwortete ihm: Brot für zweihundert Denare reicht nicht aus, wenn jeder von ihnen auch nur ein kleines Stück bekommen soll.
8 Einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, sagte zu ihm:
9 Hier ist ein kleiner Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; doch was ist das für so viele?
10 Jesus sagte: Lasst die Leute sich setzen! Es gab dort nämlich viel Gras. Da setzten sie sich; es waren etwa fünftausend Menschen.
11 Dann nahm Jesus die Brote, sprach das Dankgebet und teilte an die Leute aus, so viel sie wollten; ebenso machte er es mit den Fischen.
12 Als die Menge satt geworden war, sagte er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrig gebliebenen Brocken, damit nichts verdirbt!
13 Sie sammelten und füllten zwölf Körbe mit den Brocken, die von den fünf Gerstenbroten nach dem Essen übrig waren.
14 Als die Menschen das Zeichen sahen, das er getan hatte, sagten sie: Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll.1
15 Da erkannte Jesus, dass sie kommen würden, um ihn in ihre Gewalt zu bringen und zum König zu machen. Daher zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein.
Geht Ihnen/geht dir das manchmal auch so? Da beginne ich einen Text zu lesen, in diesem Fall die heutige Perikope aus dem Johannesevangelium, und denke spontan: Ach ja, kenn ich! Und … ich überfliege den Text und hake ihn mehr oder weniger gedankenlos ab.
Wie soll ich dazu also etwas „Sinniges“ schreiben? Also heißt es, dem vermeintlich Bekannten neue Aufmerksamkeit zu schenken und so sind mir besonders die im Text unterstrichenen Passagen ins Auge gefallen.
Da ist der kleiner Junge, dessen Vorräte geradezu lächerlich gering erscheinen angesichts der großen Menge, die nach Nahrung verlangt. Aber mit dem, was er gibt, kann Jesus Wunder wirken. Kleiner Junge, kleine Vorräte – vermeintlich unbedeutender Mensch, vermeintlich unbedeutende Fähigkeiten, Talente, Voraussetzungen: Andreas, stellvertretend für den sogenannten „gesunden Menschenverstand“, urteilt sinngemäß: „kannst du vergessen, das ist der sprichwörtliche Tropfen auf dem heißen Stein, es lohnt erst gar nicht, dem weiter Beachtung zu schenken. Jesus sieht das anders und das ganz Große geschieht: Die Wertschätzung des Geringen schafft Leben in Fülle. Niemand ist zu klein, Nichts zu unbedeutend!
Noch nie wirklich wahrgenommen aber hatte ich bisher den letzten Vers des heutigen Evangeliums: Jesus spürt, dass er „vor den Karren gespannt“ werden soll. Dem entzieht er sich ganz bewusst. Wie wohltuend konträr das ist zu vielen Machtmenschen heutiger Zeit, denen es vorwiegend darum zu gehen scheint, ihr Ego zu pflegen und die beim Kreisen um ihr eigenes Image das Wohl Aller komplett aus den Augen verlieren.
Man könnte den letzten Vers aber vielleicht auch ergänzend dahingehend verstehen, dass Jesus ein gesundes Gespür dafür hat, wann es Zeit ist, sich zurückzuziehen, um sich zu sammeln und neue Kraft zu tanken, um dann erneut heilbringend wirken zu können.
Ich finde des spannend, diese Gedanken mit in die nächste Woche zu nehmen und zu schauen, wie der Bibeltext und das, was uns im Alltag begegnen wird, sich gegenseitig durchwirken.
In diesem Sinne eine gute Woche wünscht
Maria Schmale