Zum Evangelium Mk 9, 30-37 am 25. Sonntag des Jahreskreises, 19.9.2021
Wer der Erste sein will, soll der Letzte und der Diener aller sein…. Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.
Wer ist der Größte? Ist es ein Kennzeichen unserer Zeit, dass sich viel zu viel um diese Frage dreht? Gerade auch in der Kirche? Wir hören heute: Dieses Problem gab es von Anfang an.
Die Jünger? Ja, sie streiten sogar, wer von ihnen der Größte sei. Jesus nimmt sich Zeit zu Erklärung und Veranschaulichung, ohne aber von seinem Weg und seinen Maßstäben abzurücken – er verdeutlicht, verbal und visuell: „Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein.“: Groß sein wollen, Erster sein wollen, das ist schon schön und gut, aber der Maßstab muss passen. Jesus stellt ein kleines Kind in die Mitte und damit die Vorstellung seiner Jünger auf den Kopf. Ein kleines Kind, was ist das schon? Klein eben, abhängig, hat kein Stimmrecht, ist schutzlos und wehrlos. Jesus nimmt es in die Arme, gibt ihm Halt und Schutz und Sicherheit – und sagt: so sollt auch ihr euch verhalten.
Wozu wir als Christen da sind, darauf gibt uns Jesus eine klare Antwort: Wir sind da, wozu er da war ! Und sein Dasein war eindeutig: Jesus war parteiisch, Jesus war einseitig, Jesus hatte eine klare Option: Nicht für die Großen und Mächtigen, sondern für die Kleinen und Schwachen, für die Armen, für die Ausgestoßenen für sie war er Anwalt; für sie hat er Partei ergriffen, für sie hat er sich mit den Mächtigen angelegt; für sie hat er sich bis zur letzten Konsequenz; ja bis zum Tod eingesetzt.
Am heutigen Sonntag begeht unsere Kolpingsfamilie den 100. Jahrestag ihrer Gründung. Der Priester und Sozialreformer Adolph Kolping ist ein Beispiel für eine gelungene Nachfolge Jesu.
Nach einer kurzen Schulbildung begann er im Alter von 13 Jahren eine Lehre als Schuhmacher. Zehn Jahre arbeitete er in diesem Beruf und wanderte wie andere Gesellen von Ort zu Ort. Dort begegnete er dem Elend der Arbeiter im gesellschaftlichen Wandel der Industrialisierung. Die Handwerksburschen hatten durch den Zusammenbruch des Zunftwesens, ihr Zuhause in der Familie des Meisters verloren.
Auch als Kolpingsfamilie Wattenscheid Höntrop sind wir bemüht den Kleinen und Schwachen zu helfen. DieNot vor der eigenen Haustür zu sehen. Mit den karnevalistischen Benefizveranstaltung unserer Spielschar unterstützen wir seit mehr als dreißig Jahren soziale Einrichtungen. Die Märchenspiele für Kinder in den Sommerferien, die Lesepaten und die Schulmaterialhilfe – um nur einige Beispiele zu nennen.
Es braucht daher offene Augen und Ohren; da sind wir alle gefordert! Und wir sind gefordert bei der zu gewährenden Hilfe uns gegenseitig beizustehen, damit Hilfe auf möglichst vielen Schultern lastet und niemand überfordert.
Josef Winkler