Zum Evangelium Joh 20, 19-23 am Pfingstsonntag – 23.5.2021
19 Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! 20 Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. 21 Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. 22 Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! 23 Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.
Hinter verschlossenen Türen in engstem Kreis beisammen sein – dies ist uns mittlerweile auch eine vertraute Situation geworden, weniger aus Furcht vor den Menschen um uns als solche, sondern eher wegen der Virenlast, die wir möglicherweise gegenseitig an uns weitergeben könnten. Ich fühle mich sehr wohl in meinen eigenen vier Wänden, doch so hilfreich und notwendig diese Haltung des Rückzugs war und zum Teil immer noch ist, so hat sie doch mürbe gemacht.
Ich bin außerordentlich dankbar für die vielen kreativen digitalen Wege, auf denen in den letzten Monaten Begegnung stattgefunden hat. Diese Zusammenkünfte schenken mir sehr viel. Trotzdem vermisse ich ungezwungene Begegnungen von Angesicht zu Angesicht, das direkte Gespräch, Umarmungen, Spontanität statt Planung, gemeinsames Lachen, Singen und Feiern im Lebensalltag und in der Kirche. Dies Empfinden teile ich sicher mit ganz Vielen.
Vielleicht hatten die Jünger damals, genau wie wir heute auch, das Gefühl, uns geht die Puste aus. Wie befreiend muss es für sie gewesen sein, Jesus plötzlich in ihrer Mitte zu sehen und zu spüren! „Friede sei mit euch“. Gleich zweimal spricht Jesus den Jüngern diese Segensworte zu. Kommt zur Ruhe, entspannt euch, lasst los, dann findet ihr Wege, euch zu öffnen – in euch selbst und zu den Menschen hin. Und weil ihr es nur aus eigener Kraft allein nicht schafft, gebe ich euch neue „Puste“.
Für die Jünger war dieses Erlebnis eine regelrechte „Wiederbelebungsmaßnahme“! Pfingsten war die Initialzündung für eine Dynamik, die sich bis heute fortsetzt. Der Weg von dem kleinen Häufchen Gläubiger zu der großen weltumspannenden Glaubensgemeinschaft der Christen ist lang und immer noch im Gange. Gottes Geist hat durch“ in-SPIRIerTe“ Menschen viel Gutes und Segensreiches bewirken können. Vielfach ist auf dem Weg aber die Geistkraft auch weggeschoben worden, und die Menschen, die sich Kirche nennen, haben sich zum Selbstzweck gemacht und aus Eigeninteresse heraus viel Furchtbares getan oder zugelassen.
„Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.“ (V 22b u. 23) Welch eine Voll-MACHT vertraut Jesus den Menschen an, die an ihn glauben! Umso umsichtiger gilt es, auf den Geist zu lauschen, der lebendig macht! Es ist ein HAUCH, mit dem Jesus den Jüngern seinen Geist überträgt.
Dass auch wir diesen HAUCH wahrnehmen, ihn in uns wirken lassen und aus dieser In-SPIRaTion voll Freude auf vielfältige Weise Gottes Guten Geist in die Welt tragen, ist die Hoffnung, die mich trägt.
In diesem Sinne: Frohe Pfingsten!
Maria Schmale