Zum Evangelium Joh 20,19-23 zum Pfingstsonntag, 31.05.2020
19 Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
20 Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen.
21 Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
22 Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
23 Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.
Einheitsübersetzung (2016)
Die erste Woche ohne Jesus! Die erste Woche voller Ungewissheit und Angst, was kommen wird! Die Jünger Jesu schließen sich bedrängt und voller Furcht ein, weil sie Angst vor den Juden haben. Sie sind herrenlos und wissen nicht vor oder zurück, nicht nach rechts oder links. Da erscheint ihnen Jesus, sie freuen sich! Jesus haucht sie an und überträgt ihnen den Heiligen Geist, damit sie umherziehen und Sünden erlassen können. Jesus haucht sie an, so wie einst Gott dem Menschen bei der Erschaffung Leben eingehaucht hat.
Die Göttlichkeit Jesu ermöglicht seinen Jüngern, in seinem Geist zu wirken. Erst total verängstigt und hilflos, erhalten sie nun die Vollmacht Sünden zu vergeben? Eine ganz schön große Last, welche aber ein ganz großes Zutrauen von Jesu in seine Gesandten zur Basis hat. Jesus schenkt seinen Jüngern das österliche Geheimnis der Vergebung.
Für die Jünger mag es sich nach Jesu Tod angefühlt haben wie vor dem ersten Tag der Schöpfung, sie waren wüst und leer. Am ersten Tag der Schöpfung, am ersten Tag der Woche, hat Gott das Licht erschaffen. Aber für die Jünger hinter verschlossenen Türen und Fenstern blieb es dunkel, buchstäblich und innerlich. An Zukunft war nicht mehr zu denken!
Aber: Jesus – das Leben selbst – tritt ein, durch verschlossene Türen mitten hinein in die lähmende Angst und Ungewissheit. Er füllt die Leere mit seiner Gegenwart und sagt, was seine wichtigste Botschaft ist: „Friede sei mit euch!“Wenn Ostern und Pfingsten auf einen Tag fallen, ist das Leben da und der Friede. In Person. In der Person des Gekreuzigten und Auferstandenen.
Unerwartet tritt er ein und bringt den Frieden, schenkt den Geist, der Leben schafft inmitten der Welt, in der immer noch Angst und Tod herrschen, aber von jetzt an nicht mehr das letzte Wort haben. Für die Jünger beginnt ein neuer Tag, ein neues Leben, quasi eine neue Schöpfung, in dem sich Jesus zu erkennen gegeben und sie mit der Gabe Gottes beschenkt hat. Sie fassen neuen Mut und wissen um die Unterstützung und den Beistand durch Gott. Sie sind inspiriert durch den Heiligen Geist!
Und von dieser Inspiration können wir uns so Einiges abschauen, wo ja gerade ähnliche Umstände herrschen. Die Straßen waren über Wochen wie leergefegt, die Geschäfte geschlossen, kein Fußball… und die schlechten Nachrichten rissen nicht ab, was dazu führte, dass sich die Menschen mit Unmengen Toilettenpapier, Mehl und Nudeln zu Hause einschlossen bzw. einschließen mussten und auch immer noch müssen, weil sie zur Risikogruppe gehören oder in Quarantäne sind. Viele dieser Menschen mögen sich ähnlich gefühlt haben – bzw. wegen der weiterbestehenden Bedrohung durch das Virus – immer noch fühlen, wie die Jünger nach dem Tod Jesu: herrenlos, verängstigt und unsicher, wie es weitergeht.
Aber da gab und gibt es von Beginn an auch Diejenigen, die sich raus wagen und losziehen, um anderen Menschen zu helfen, die sich selbst gerade nicht helfen können, weil sie das Haus nicht verlassen können oder dürfen, und auch denjenigen, die sowieso schon an der Grenze leben und Existenzängste haben, Menschen die keine Wohnung bzw. kein Dach über dem Kopf haben. Sie gehen für diese Menschen einkaufen, mit dem Hund Gassi, verteilen Essen oder hängen Kleidung und Lebensmittel an „Gabenzäune“ für diejenigen, die an der Grenze unserer Gesellschaft leben. Sie trauen sich heraus, allen Wirren und Ängsten zum Trotz, um zu helfen, da wo es nötig ist.
Ähnlich, wie die Jünger Jesu vor rund zweitausend Jahren, fassen sie in diesen besonderen Zeiten Mut und öffnen die Türen, um hinauszugehen und zu helfen. Sie lassen sich inspirieren und ziehen umher, um gute Taten zu vollbringen! Und lassen sich hoffentlich auch nach diesen unsicheren Zeiten weiter inspirieren.
Lassen wir uns inspirieren, von diesem Heiligen Geist, die Türen zu öffnen, um hinauszugehen, umherzuziehen und gute Taten zu vollbringen!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Euch ein frohes und gesegnetes Pfingstfest
Matthias Parthe