Fünfter Sonntag der Bereitungszeit (29.3.2020) – Joh 11, 1-45
Liebe Schwestern und Brüder, lieber Leser*innen,
kennen Sie das? Hatten Sie auch schon einmal das Gefühl, dass da jemand „die Finger im Spiel hatte?“ Wir sind eine kleine Gruppe von Gemeindemitgliedern, von denen an jedem Sonntag eine*r einen solchen Impuls wie diesen schreibt. Wir teilen uns selbstständig in einen Terminplan ein. Dieses Mal waren noch ein paar Termine frei und Maria, die die Impulse koordiniert, bat uns darum, noch einmal die Lücken zu füllen. Ich wählte den 29.03.2020.
Normalerweise beginne ich das Schreiben eines Impulses mit der genauen Lektüre des Sonntagsevangeliums, dann schaue ich mir die Lesungen an. Das ist gerade der Stand der Dinge. Normalerweise reicht mir das und ich denke darüber nach, was mir die Texte sagen, was ich ihnen für mein heutiges Leben entnehmen kann.
Ich habe gerade das 11. Kapitel des Johannesevangeliums überflogen. Es geht um Krankheit, Sterben, Tod, um Thomas, der Zwilling, der mein Namenspatron ist, es geht um den weinenden Jesus, der ins Grab ruft: „Lazarus, komm heraus!“. Jetzt kommt eigentlich dieses Nachdenken über das Heute…
Es ist Corona-Zeit. In Deutschland ist das öffentliche Leben lahmgelegt, heute, eine Woche vor dem 29.03. sind über 23000 Menschen in Deutschland an dieser Krankheit Covid-19 erkrankt. 93 Menschen sind daran in Deutschland bislang gestorben, in Italien, Spanien und Frankreich sind es viele Menschen mehr, die Wirtschaft in Deutschland, Europa und der Welt kommt zum Erliegen, Arbeitsplätze sind in Schieflage, die Politik ist im Krisenmodus. Gestern noch feierten junge Menschen Corona-Partys, hier in Bochum und in Deutschland und ganz besonders viele in den USA. Es finden keine Gottesdienste mehr statt, nur noch 2 Menschen dürfen auf die Straße nach draußen gehen, um frische Luft zu schnappen, wenn man nicht im gleichen Haushalt lebt. Der Staat und die meisten Bürger*innen mühen sich, zusammenzuhalten und soziale Kontakte zu vermeiden. Unter dem #Zuhause oder so ähnlich ermutigen uns die Fernsehsender, Google und andere Medien zuhause zu bleiben. Warum das Ganze?
Leben und Tod!
Zu Beginn des Evangeliums scheint Jesus die Nachricht von der schweren Erkrankung seines Freundes Lazarus noch zu unterschätzen. Es ist ein bisschen wie bei Corona. Vor zwei Wochen wollte ich freitagabends mit 4 Kolleg*innen und 43 Schüler*innen nach Tirol ins Zillertal fahren. Die Abfahrt war um 21 Uhr geplant, um 18 Uhr erhielten wir eine E-Mail von der Bezirksregierung: Klassenfahrten nur noch mit Genehmigung des Gesundheitsamtes. Leider war dort niemand mehr zu erreichen, sodass die Entscheidung über Fahren und Nichtfahren bei uns lag. Wir Lehrer*innen verständigten uns nach intensiver und vertrauensvoller Diskussion für Fahren. Nun waren die Eltern und Schüler*innen gefragt. Wir ALLE waren der Meinung, dass Corona ernst genommen werden müsse, jedoch nicht mit Hysterie beantwortet werden dürfe. Wir waren uns sicher, dass wir mit Vorsicht und Hygiene weiterkommen würden. Die Skifreizeit war erfolgreich, dennoch in dieser einen Woche hatte sich die Welt verändert. Alle Reisenden befinden sich in einer freiwilligen häuslichen Quarantäne. Die Schulen sind geschlossen… haben wir Corona unterschätzt?
Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen.
Sie sagten zu ihm: Herr, komm und sieh! Da weinte Jesus.
Da sagte Thomas, genannt Didymus – Zwilling –, zu den anderen Jüngern: Lasst uns mit ihm gehen, um mit ihm zu sterben!
Sind wir an diesem vierten Tag angekommen? Viele Menschen sind schon an dieser Krankheit gestorben, bei uns hält es sich noch in Grenzen, aber in Italien sind so viele Menschen gestorben, wie in keinem anderen Land der Welt. Dort hört man, dass man aufgehört habe, die Toten zu zählen. Nicht wirklich, aber die Menschen sind emotional mit dem Tod der Massen überfordert.
Es kommt auch bei den Letzten an: Corona ist eine tödliche Krankheit für viele ältere Menschen. Um all diese Menschen weint Jesus, innerlich erregt.
Die Texte des heutigen Sonntags haben eine sehr klare frohe Botschaft für alle diese Menschen und uns alle!
Lazarus, komm heraus!
„Wenn ich eure Gräber öffne und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufhole, dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. Ich hauche euch meinen Geist ein, dann werdet ihr lebendig, und ich bringe euch wieder in euer Land. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. (vgl. 37,12b-14)“
„Wenn der Geist dessen in euch wohnt, der Jesus von den Toten auferweckt hat, dann wird er, der Christus Jesus von den Toten auferweckt hat, auch euren sterblichen Leib lebendig machen, durch seinen Geist, der in euch wohnt. (vgl. Röm 8,8-11)“
Unseren Toten ist das Leben zugesagt! Daran dürfen wir glauben, wir alle, besonders diejenigen, die einen lieben Menschen verloren haben! Wie Jesus werden sie innerlich erregt sein und weinen, dürfen sich aber SEINER Zusage sicher sein: Lazarus, komm heraus!
Aber damit endet mein Gedankengang nicht! Wir dürfen wieder nicht vergessen, wie das Reich Gottes gemeint ist. Es geht eben nicht nur um das Leben nach dem Tod! Es geht auch und insbesondere darum, das Reich Gottes auf Erden zu schaffen im Hier und Jetzt! Reich Gottes auch in Corona Zeiten!
Wie geht das? Christ sein, heißt, frei sein und verantwortlich sein! Verantwortlich für alle sein und die eigene Freiheit einschränken, um andere Menschen zu schützen. Wir müssen als Christen, als Menschen, gefährdete Menschen vor der Krankheit schützen. Die Kurve flach halten, damit unser Gesundheitssystem weiterhin funktionieren und Menschenleben retten kann! Abstand halten, soziale Kontakte minimieren, wirklich ernst nehmen! Liebe ältere Menschen unserer Gemeinde: Müssen Sie wirklich noch einkaufen gehen oder könnte das jemand für Sie übernehmen? Es gibt auch ein Hilfsangebot aus der Pfarrei „Versorgung der Risikogruppen“ unter Tel: 015906602627. Liebe junge Gemeindemitglieder: Auch wenn ihr nicht zur gefährdeten Gruppe gehört und das Virus bei euch vielleicht nur geringe Symptome auslöst, würde ein Treffen mit anderen jungen Menschen tatsächlich die Gefahr beinhalten, das Virus zu verbreiten. Damit steigt die Gefahr für ältere Menschen sich anzustecken! Lasst uns alle Verantwortung füreinander übernehmen!
Lasst uns Gemeinschaft sein, indem wir im Herzen füreinander da sind und Distanz halten!
Es gilt für uns alle das Leben zu wählen.
Gott sei mit uns allen! Gesundheit!
Thomas Schlott
Wow….vielen Dank für die Impulse…Gründonnerstag, Palmsonntag,Karfreitag und die Osternacht..Ostern…anders ind doch mit viel Leben gefüllt.
DANKE,DASS SIE DA SIND…VIRTUELL ABER TROTZDEM KRAFTGEBEND IN DIESER ZEIT…
Renate Meißner