- Sonntag im Jahreskreis, 15.07.2018 Zum Evangelium nach Markus 6, 7 – 13
Vor einiger Zeit hörte ich vom Katakombenpakt. Ein mysteriöser Name, der nach Verschwörung schmeckte, nach Geheimnis und Aufregung. Im Rahmen des zweiten Vatikanischen Konzils trafen sich einige Menschen, die sich miteinander dazu verabredeten, auf besonderen Pomp zu verzichten, auf höchstwürdige Anreden und stattdessen denen nah zu sein, die sie am meisten brauchten. Es gab auch einen deutschen Bischof, der diese Vereinbarung unterzeichnete, der Essener Weihbischof Julius Angerhausen.
Die Vereinbarung dieses Katakombenpaktes liest sich weit weniger spektakulär, wenn man das heutige Evangelium liest. Vielmehr wirkt es wie eine moderne Auffrischung des Auftrages Jesu an seine Jünger und lässt den Rückschluss darauf zu, wie weit sich aus der Sicht der Unterzeichner des Katakombenpaktes die Kirche insgesamt von ihrem eigentlichen Auftrag entfernt hatte.
Und tatsächlich mutet Jesus seinen Jüngern einiges zu: Geht zu zweit und nehmt nichts mit außer einem Wanderstab. Das klingt nach weltlicher Armut, von Gott verordneter Abstinenz. Das klingt auch nicht sonderlich komfortabel, wenn man noch nicht einmal Kleidung zum Wechseln mitnehmen darf.
Übertragen auf die Kirche aber heißt das wohl: Geht gemeinsam. Ihr seid ein gutes Team. Der Reichtum, von dem ihr unterwegs zehren könnt, ist die Fähigkeit zu heilen. Wer in diesem Sinne heilen kann, ist und bleibt selbst heil. Und er lebt vor, dass es zum Leben nicht mehr braucht als Gott.
Ich bin sicher, dass die Aufforderung Jesu an seine Jünger nicht wortwörtlich für die heutige Kirche gilt. Ich kann mir einen Bischof auch nur schwerlich als Wanderprediger vorstellen. Aber dass man als Bischof daran denkt, dass der persönliche Arbeitsschwerpunkt in dem Heilen und Verkünden liegt und nicht im Bestaunen von prachtvollen Paramenten und edelstem liturgischen Gerät, finde ich ziemlich überzeugend. Und so freue ich mich regelmäßig darüber, wenn das, was in einer Kirche glänzt, das gesprochene Wort ist, die Hand, die meine Hand hält, der kostenlose, aber unendlich wertvolle Satz „Friede sei mit dir“.
Die Jünger des Evangeliums zogen aus, verkündeten das Wort Gottes und brachten Heil in die Welt. Nicht mit Reichtum und Prunk, sondern mit Liebe und Salböl. Sofern Sie heute eine Kirche besuchen werden: Auch Sie werden nichts von irdischem Wert mitnehmen, sondern eventuell ein Stück Papier, gespeist mit einer kostenmäßig übersichtlichen Hostie. Und Sie nehmen Gottes Segen mit. Sonst nichts. Aber wie wertvoll ist Gottes Zusage der Begleitung!
Ihnen wünsche ich einen wertvollen, liebevollen, heilvollen und gesegneten Sonntag
Tim Wollenhaupt