Zum Evangelium nach Matthäus 5, 13-16 am 05.02.2017
- Sonntag im Jahreskreis
Vom Salz der Erde und vom Licht der Welt: Mt 5,13-16
13 Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten.
14 Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben.
15 Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus.
16 So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.
Liebe Leserin, lieber Leser,
Salz ist für uns Menschen wichtig und lebensnotwendig, es gibt dem Essen die nötige Würze und macht Nahrungsmittel länger haltbar.
Jeder Mensch muss pro Tag zirka 6 Gramm Salz zu sich nehmen, um seinen Bedarf zu decken. Vor Jahrhunderten schuf das „weiße Gold“ florierende Städte und beflügelte den internationalen Fernhandel.
Sonnenlicht dient dem Menschen nicht nur zum Sehen, es reguliert auch unsere biologische Uhr. Sonnenschein bedeutet Lebensqualität für uns Menschen.
Wenn ich mir den Text durchlese, spüre ich, welch ein enormes Vertrauen der Herr Jesus in seine Gemeinde setzt, gleichzeitig stellt er hohe Erwartungen an uns. Wir – seine Nachfolger – sollen der Welt ein leuchtendes Vorbild sein und uns und unsere Mitmenschen – gestärkt durch unseren Glauben – Halt und Kraft (Würze) geben.
So stellt sich mir die Frage:
Kann ich den hohen Anforderungen des Herrn Jesus überhaupt gerecht werden?
Nehme ich mir jetzt vor, ein „Superchrist“ zu werden?
Ab sofort benehme ich mich stets vorbildlich, erlaube mir und anderen keine Fehler mehr. Ich mische mich überall ein, mache überall mit und versäum keinen Gottesdienst, lese jeden Tag einen Abschnitt in der Bibel usw.
Oder ist es besser, dass ich alles auf mich zukommen lasse, nur keinen Stress, in Ruhe abwarten, ob mich jemand anspricht und ich dann langsam aktiv werde?
Wie immer wird es wohl das gute Mittelmaß sein, das für mich (für uns) das Beste ist. Es ist schön und gut, sofort mit Rat und Tat anderen Menschen helfen zu wollen, auf der anderen Seite ist es aber auch nicht verkehrt, abwarten zu können, wann, wo und wie ich aktiv werden soll.
„Was ihr braucht ist Ausdauer, damit ihr den Willen Gottes erfüllen könnt und so das verheißene Gut erlangt.“ Hebräerbrief 10,36
Ich nehme an, unser Herr Jesus sucht bodenständige, ausgeglichene, berufs- und lebenserfahrene Nachfolger, genauso, wie er seine Jünger auswählte.
Er suchte seine Jünger nicht unter den fanatischen Pharisäern und Schriftgelehrten aus, Er suchte sie nicht in Eliteschulen und Palästen.
Auf der anderen Seite wählte Er aber auch keine Nachfolger unter den Müßiggängern und Phlegmatikern seiner Zeit aus.
Jesus möchte, dass wir liebevoll mit uns und anderen umgehen.
Glaube, Liebe und Hoffnung, das ist ihm wichtig. Und den nötigen Rückhalt finden wir im Gebet, durch die Hilfe des Heiligen Geistes und die Bibel.
Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen. So schreibt es Paulus in 1. Korinther 13.
Ein schönes Bild von einem Leben in einer Gemeinde ist das von den Arbeitern in einem Weinberg, wie es an einer Stelle im neuen Testament gebraucht wird.
(Matthäus 20, 1-16)
Wir arbeiten liebevoll und geduldig, mit all unseren Ecken und Kanten, im Weinberg Gottes mit. Jeder nach seinen Gaben und Möglichkeiten, so gut es ihm eben möglich ist. Mit viel Liebe, Geduld und Ausdauer leben wir unseren Glauben. Dann wirkt sich das, was wir dazu beitragen können, auch allmählich auf das große und ganze aus.
Letzte Woche habe ich an einer Jahreshauptversammlung eines Kirchenchores teilgenommen. Es wurden u.a. drei Chormitglieder geehrt, die seit 40 (2) und 50 (1) Jahren in einem Kirchenchor mitsingen.
Der Vorsitzende des Cäcilienverbandes im Bistum Essen bedankte sich in seiner Ansprache bei den Jubilaren für zusammengerechnet „130 Jahre“ aktive Mitarbeit in einem Kirchenchor.
Das bedeutet auch:130 Jahre einmal in der Woche zur Chorprobe fahren, an Sonn- und Feiertagen für die Gemeinde singen, die vielen Vor- und Nachbereitungen für einen Auftritt, die notwendigen Arbeiten im Hintergrund ermöglichen. Aus vielen helfenden Händen (und Stimmen) wird ein großer Kirchenchor, der viele Menschen mit seinem Gesang (innerhalb – und außerhalb der Gemeinde) erfreut.
Jesus spricht an anderer Stelle in der Bibel von einem winzigen Senfkorn, aus dem später einmal ein großer Baum wird. (Markus 4, 30-32)
Aus vielen kleinen Beiträgen eines jeden einzelnen wächst die große Kirchengemeinschaft.
Ich vermute, damit sind wir schon auf dem Weg – ganz im Sinne Jesu – Würze und Licht für das Leben auf der Erde zu werden.
Schriftsteller und Nobelpreisträger Heinrich Böll (1917-1985) hat auf die Frage „Was würde der Welt fehlen ohne die Christen?“ eine wunderbare Antwort gegeben:
„Ich möchte lieber in der schlechtesten christlichen Welt leben als in einer nichtchristlichen; denn hier ist Raum für Krüppel und Kranke, für Alte und Schwache, und mehr noch als Raum für sie: Liebe für die, die nutzlos erscheinen (…) und ich glaube, dass Christen das Antlitz der Erde verändern können.“
Liebe Leserin, lieber Leser, genießen sie heute ein gut gewürztes Mittagessen!
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag und eine gute Woche!
Ralf Crüsemann
Mein Tipp: „Tagessegen“
Jeden Tag neu spendet Pfarrer Heinz Förg aus dem Bistum Mainz den Segen für den Tag und verbindet dies mit einem kurzen Impuls zu einem ausgewählten Vers aus der Bibel. Das geistliche Ritual für den Start in den Tag!
Im Internet unter:
www.katholisch.de/video/serien/tagessegen
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.