Zum Evangelium nach Lukas 7, 1-10 am Sonntag, dem 29.05.2016 –
- Sonntag der Osterzeit
Der Hauptmann von Kafarnaum: 7,1-10
71Als Jesus diese Rede vor dem Volk beendet hatte, ging er nach Kafarnaum hinein.
2Ein Hauptmann hatte einen Diener, der todkrank war und den er sehr schätzte.
3Als der Hauptmann von Jesus hörte, schickte er einige von den jüdischen Ältesten zu ihm mit der Bitte, zu kommen und seinen Diener zu retten.
4Sie gingen zu Jesus und baten ihn inständig. Sie sagten: Er verdient es, dass du seine Bitte erfüllst;
5denn er liebt unser Volk und hat uns die Synagoge gebaut.
6Da ging Jesus mit ihnen. Als er nicht mehr weit von dem Haus entfernt war, schickte der Hauptmann Freunde und ließ ihm sagen: Herr, bemüh dich nicht! Denn ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst.
7Deshalb habe ich mich auch nicht für würdig gehalten, selbst zu dir zu kommen. Sprich nur ein Wort, dann muss mein Diener gesund werden.
8Auch ich muss Befehlen gehorchen und ich habe selber Soldaten unter mir; sage ich nun zu einem: Geh!, so geht er, und zu einem andern: Komm!, so kommt er, und zu meinem Diener: Tu das!, so tut er es.
9Jesus war erstaunt über ihn, als er das hörte. Und er wandte sich um und sagte zu den Leuten, die ihm folgten: Ich sage euch: Nicht einmal in Israel habe ich einen solchen Glauben gefunden.
10Und als die Männer, die der Hauptmann geschickt hatte, in das Haus zurückkehrten, stellten sie fest, dass der Diener gesund war.
Liebe Leserin, lieber Leser!
Als ich diesen Bericht gelesen habe, sind mir zwei Dinge besonders aufgefallen:
- Der Herr Jesus lobt öffentlich und ausdrücklich den starken Glauben eines heidnischen Offiziers (Hauptmann bzw. Zenturio) der römischen Besatzungsmacht.
Wenn man bedenkt, wie verhasst die Römer den Juden waren und ebenso umgekehrt, ist das für sich allein schon eine bemerkswerte Reaktion.
Für den Herrn Jesus zählt hier allein der Mensch, nicht der Rang oder seine Herkunft.
- Ein römischer Besatzungsoffizier richtet Worte an Jesus, die später zu einem Gebet umgewandelt werden.
Die demütigen Worte, mit denen der Hauptmann Jesus um Hilfe gebeten hat, sind – in abgewandelter Form – zu einem Grundgebet des katholischen Glaubens geworden.
Der Apostel Lukas stellt uns in diesem Textabschnitt einen vorbildlich und selbstlos handelnden heidnischen Hauptmann vor, der um die Heilung seines geschätzten Dieners bittet.
Ich stelle mir einen Zenturio des römischen Heeres (Anführer einer Hundertschaft) als eine autoritäre und befehlsgewohnte Persönlichkeit vor.
Befehle von höherer Stelle hat er umzusetzen und die ihm unterstellten Soldaten führen seine Befehle sofort aus. Ich vermute, genauso hatte die jüdische Bevölkerung in seinem Besatzungsgebiet seine Anordnungen zu befolgen.
So könnte man annehmen, dass der Hauptmann den Rabbi und Heiler Jesus von seinen Soldaten in sein Haus bringen lässt und ihm den Befehl erteilt, seinen Knecht zu heilen. Und das Ganze bitte ein bisschen plötzlich, denn schließlich ist der Zenturio der Befehlshaber in Kafarnaum.
Weit gefehlt! Respektvoll, fast schon strategisch planend, wie eine Petition, lässt der Zenturio seine Bitte an Jesus herantragen. So groß ist sein Respekt, dass er zunächst die Ältesten der Gemeinde vorausschickt, später dann noch einmal seine Freunde.
Er beachtet auch die jüdischen Reinheitsgebote und möchte es Jesus ersparen, unrein zu werden, weil er das Haus eines Heiden betreten muss. Allein sein Wort soll genügen, dass sein Knecht wieder gesund wird.
Der Herr Jesus ist darüber erstaunt: Der römische Offizier ist gegenüber dem jüdischen Volk aufgeschlossen und respektvoll, auch verhält sich dieser Römer nicht wie ein typischer Besatzungsoffizier. Er bittet Jesus nur um ein Wort, dass sein Knecht wieder gesund wird.
Lukas möchte uns mit seinem Bericht noch mehr sagen:
Der Hauptmann bittet den Herrn Jesus in Demut um Hilfe, als bittender – als gläubiger Mensch. Er wurde schon während seiner Besatzungszeit gottesfürchtig, half eine Synagoge zu bauen und war mit der jüdischen Gemeinde in Freundschaft verbunden. Seine selbstlose Bitte um Hilfe und der feste Glaube reichen aus, dass der Knecht wieder gesund wird.
An anderer Stelle erlebt der Herr Jesus bei einem Angehörigen der Samariter solch einen festen Glauben und Dankbarkeit:
„Hat sich sonst keiner gefunden, der wieder umkehrte und gäbe Gott die Ehre, denn dieser Fremdling? Und er sprach zu ihm: Stehe auf, gehe hin; dein Glaube hat dir geholfen.“ (Lukas 17, 18+19)
Jesus begegnet dem Offizier hier nicht persönlich. Jesus ist zwar bereit, zu ihm zu kommen, aber allein der Glaube an seine Vollmacht genügte schon, um den Diener zu heilen.
Der Zenturio weiß um Jesu Autorität und Vollmacht; allein durch Jesu Wort kann der kranke Knecht wieder gesund werden, genauso wie er als Offizier Befehle erteilt, die dann ausgeführt werden. Er spürt, dass Jesus ebenso diese Autorität hat, nur über sehr viel mehr und mächtigere Dinge.
Der römische Offizier repräsentiert den Heiden, der bereit ist, das Evangelium aufzunehmen, sein Verhalten, Vertrauen und Glaube weisen uns auf die spätere Heidenmission der Apostel hin.
Jesus steht über aller weltlichen Macht und seine Heilsbotschaft soll für alle Menschen gelten.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag und eine gute Woche.
Mein Tipp: „Tagessegen“
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Ralf Crüsemann
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.