Zum Evangelium nach Markus 1, 1-8 am 2. Advent – 7.12.2014
Wer ein Gotteslob zur Hand nimmt, wird darin eine recht genaue Anweisung für die Nottaufe finden. Im alten Gotteslob unter der Nummer 49, im neuen unter der Nummer 575. Und er wird finden, dass jeder zur Taufe befugt ist, der die „rechte Absicht hat“. So wird sich vielleicht auch Johannes der Täufer gefühlt haben. Und was ist es nun, diese Taufe, die Johannes da vornimmt?
Es ist das Zeichen, was den Menschen in seiner Gesamtheit ernst nimmt und ihm ein Ziel gibt. Zur Gesamtheit des Menschen gehört nicht nur seine Kreativität und seine Existenz an sich, sondern eben auch, dass er zwar Werte kennt, sie aber nicht immer oder immer gleich achtet. In der Sprache der Bibel ist das eine Sünde, in unserer heutigen Sprache gibt es dazu zahlreiche Variationen. Letztlich aber wissen wir, dass wir selbst dann, wenn wir es uns fest vornehmen, immer wieder Menschen verletzen oder Werte nicht achten, obwohl wir sie prinzipiell für unbedingt notwendig halten.
Die Taufe und das Untertauchen als Tod des alten, sündigen Menschen zu betrachten und das Auftauchen als das Aufleben in der Gemeinschaft mit Christus zu definieren, ist bis heute geblieben, unabhängig von der Menge des verbrauchten Wassers. In unserer Kirche St. Maria Magdalena gibt es ein begehbares Taufbecken, um das Bild der Bibel körperlich spürbar zu erfahren. Doch, wie gesagt, spätestens im Rahmen einer Nottaufe käme es auf die Wassermenge gewiss nicht an. Vielmehr auf den Neubeginn.
Die Taufe als äußeres Zeichen eines Menschen, der um seine Fehlerhaftigkeit weiß und sich auf ein neues Ziel ausrichten will, wird durch das Übergießen und die Taufformel zu einer unauflöslichen Verbindung. Wird ein Kleinkind getauft, dann von Menschen, die um die normale Entwicklung jedes Menschen wissen und ihm dennoch die Zielrichtung geben möchten. So erklärt sich für mich auch, dass Johannes taufen durfte und heute im Notfall alle taufen dürften, die in der entsprechenden Absicht handeln möchten. Jede Taufe gibt mir die Möglichkeit, mich an die eigene Taufe zu erinnern, selbst dann, wenn man mir nur von meiner Taufe berichtet hat. Jede Taufe, die ich erlebe, gibt mir die Chance, meine Ziele neu zu überdenken, mir darüber klar zu werden, wo ich sie aus den Augen gelassen habe und die Neuorientierung erforderlich ist. Das Tauchen der Hände in das Weihwasserbecken, das eigene Kreuzzeichen bei der Besprengung der Gemeinde kann eine Erinnerung daran sein, was wir als Menschen sind und was uns versprochen wurde. Es sind die Gaben des Geistes und ein Leben in Gemeinschaft mit Christus. Ein lohnendes Ziel, oder?
Wer sich orientiert, ist auf dem Weg. Ihnen wünsche ich eine gute Begleitung und einen guten Weg.
Tim Wollenhaupt
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.