Zum Evangelium Mt 22, 1-14 am Sonntag, dem 12.10.2014
Schon die alttestamentliche Lesung zum heutigen Sonntag (Jes 25,6-10a)
greift das Bild des Hochzeitsmahles auf: ein Bild der Freude über das Heil,das Gott schenken will, und zwar nicht nur „seinem“ Volk, sondern allen Völkern!
Zum Festmahl lädt nicht irgendjemand ein, irgendein Hausherr,
sondern ein König! Gott selber ist es, den Jesus hier ins Bild bringt. Gott, der uns Menschen immer wieder einlädt, zum Wesentlichen zu kommen, sich weder zu verlieren an die Oberflächlichkeiten dieser Welt, noch sich zu verausgaben in der Geschäftigkeit des Alltags; das wirklich Wichtige in unserem Leben im Blick zu behalten. Der uns einlädt zum Fest des Lebens und des Glaubens, der Freude und der Gemeinschaft – so, wie wir es prinzipiell jeden Sonntag tun, wenn wir miteinander Gottesdienst feiern. Und wie oft, so dürfen wir uns beim Hören auf das Gleichnis im Evangelium fragen, haben auch wir Ausreden und Entschuldigungen, Einladungen Gottes auszuschlagen, ob in unserem Alltag oder auch am Sonntag.
Im zweiten Teil des Evangeliums wird noch ein weiterer Aspekt aufgegriffen,der mich angesprochen hat:
Immer wieder in der Geschichte Gottes mit uns Menschen sind wir zur Entscheidung berufen. Auch wenn wir Gottes Einladung hören, ihr folgen und uns in den Festsaal begaben, sollten wir nicht meinen, damit sei alles gut und erledigt… – damit machten wir es uns wohl zu leicht. Wir Christen sind vielleicht immer in der Gefahr, in einer vermeintlichen Sicherheit zu erstarren in der Annahme, wir „besäßen“ den Glauben. Damit erliegen wir vermutlich einer Illusion, denn ein Wesenszug des Glaubens ist Lebendigkeit.
Auch wir werden im Festsaal einmal angeschaut, mit kritischen Augen gemustert, ob wir auch ein Hochzeitsgewand tragen, ob wir wirklich bereit und würdig sind, am Hochzeitsmahl teilzunehmen. Gottes Blick ist wohl weniger bestimmt durch moralische Kategorien und Vorstellungen von Erfolg und Scheitern, so wie sie in unserer Welt oft gelten, sondern vielleicht eher mit der Fragerichtung, wie wir hier auf der Erde gelebt und wofür wir uns eingesetzt haben. Schuldig werden wir ja alle, und letztlich ist all unser Leben der Verzeihung und der Barmherzigkeit Gottes bedürftig. So wäre es vielleicht ein guter erster Schritt, diese Bedürftigkeit zu erkennen und wahrzunehmen, dass ich im Bettlergewand in den Festsaal gekommen bin; ein wichtiger zweiter Schritt dann, auf die Barmherzigkeit Gottes zu hoffen und zu vertrauen:
Wenn er mich einhüllt in seine verzeihende Liebe, dann bin ich mit einem festlichen Gewand bekleidet.
Brigitte Meier
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.