Zum Evangelium nach Matthäus 14, 13-21 am Sonntag, dem 3.8.2014
Ob man nun das Evangelium dieses Sonntages nimmt (Speisung der Fünftausend) oder ein paar Verse weiter eine ganz ähnliche Erzählung bei Matthäus liest (Speisung der Viertausend, 15, 32-39), immer werden unglaublich viele Menschen von ganz wenig Nahrungsmitteln satt. Soll ich Ihnen verraten, wann ich diesen Text geschrieben habe? Direkt nach dem Mittagessen mit meiner Familie. Irgendwie lag es nahe.
Doch es ist nicht der volle Bauch, der hier im Mittelpunkt steht. Sondern aus meiner Sicht gerade die gemeinsame Mahlzeit einerseits und andererseits das Bild des gebrochenen Brotes. Ein wenig erinnert mich die Speisung der Vielen an die Art und Weise, wie in unserer Gemeinde und vielen anderen Eucharistie gefeiert wird: Menschen, die sich um den Altar versammeln, bekommen etwas Brot und sie gehen danach auseinander. Und wenn ich dann noch an die Feier des letzten Abendmahls am Gründonnerstag denke, als neben dem Zelebranten noch unsere Gemeindereferentin und unser Pastoralreferent damit beschäftigt waren, alle Hostien zu brechen, damit auch wirklich jeder ein Stück gebrochenes Brot bekommen kann, dann sehe ich, was aus der Erzählung der Bibel heute geworden ist: Das Wort und seine Auslegung ist wie eine Speise für die Seele. Die Gemeinde versammelt sich, weil sie nach Gemeinschaft, Wort und Zusage hungert. Sie rückt um den Tisch des Brotes zusammen, alle im Kreis können alle Mitmenschen sehen, alle bekommen etwas von dem Brot gereicht. Alle können sich mit dem Brot nicht nur Nahrungsmittel, sondern das Wort und Gottes Zusage einverleiben.
Ob es nun fünftausend sind, viel mehr (Kirchentag oder päpstliche Generalaudienz) oder viel weniger (Krankensalbung): Alle sind zum Bleiben eingeladen und sie alle können seelisch satt werden. Wie das geht? Durch Teilen. Teilen Sie doch einem anderen Menschen mit, dass Sie ihn mögen. Legen Sie dem Menschen neben Ihnen die Hand auf die Schulter und schenken Sie ihm Aufmerksamkeit. Hören Sie zu und geben Sie einen Rat. Dafür braucht man nicht immens viel Material, sondern offene Ohren und ein wenig Herz. Wenn mir das gelingt, habe ich das Gefühl, dass es beiden Beteiligten gut getan hat. Und auf eine gewisse Weise habe ich dann sogar Appetit auf die nächste Situation.
Das Evangelium spricht nicht vom vollen Bauch, sondern von der satten Seele. Es spricht davon, dass immer noch etwas übrig bleibt und dass das, was übrig bleibt, mehr ist als das, was wir investiert haben. Ihnen und uns allen wünsche ich heute einen Menschen, der die Seele sättigt und damit von einer unerschöpflichen Liebe erzählt.
Tim Wollenhaupt
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.