Zum Evangelium nach Lukas 24,13-35 am Sonntag, dem 4. Mai 2014
Am ersten Tag der Woche waren zwei von den Jüngern Jesu auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus….
Wo ist Emmaus?
Insgesamt drei Ortschaften in Israel nämlich beanspruchen für sich, das Dorf zu sein, in das die beiden Jünger gegangen sind. Drei verschiedene Orte! Und ob es am Ende nicht gar an einem vierten, einem ganz anderen Ort gewesen ist, das weiß im Grunde niemand zu sagen.
Seit vielen Jahren brechen die fünf Kolpingsfamilien unserer Pfarrei am Osterdienstag auf zu einem „Emmausgang“. Unser Emmaus ist die idyllisch gelegene „Herz – Jesu“ Kirche in Wattenscheid – Sevinghausen, wo wir gemeinsam das Geheimnis unseres Glaubens feiern.
Denn eigentlich ist es völlig gleich, welcher Ort – historisch betrachtet – Emmaus gewesen ist. Eigentlich ist es völlig egal, ob es überhaupt irgendeiner jener Orte war. Denn im Grunde spielt es absolut keine Rolle, ob und wo es dieses Emmaus der Bibel überhaupt gibt.
Das Evangelium vom Erkennen Jesu beim Brotbrechen handelt schließlich von keinem Ort, es handelt nicht von Emmaus. Dieses Emmaus, von dem das Evangelium berichtet, dieses Emmaus ist überall.
Wenn Emmaus nämlich überall ist, wenn sich das Geschehen, das das Lukasevangelium schildert, überall ereignen kann, und auch zu allen Zeiten, wenn das, was das Evangelium berichtet, auch für unseren Ort und für unsere Zeit geschrieben ist, dann dürfen wir nämlich hoffen – darauf hoffen, dass auch wir dort, wo nichts zu sehen ist, dass wir dort, wo alles düster ist, wo wir allein sind, Angst haben und traurig sind, dass wir dort nicht zwangsläufig schon in Sackgassen stecken, oder im tiefen Tal der Sinnlosigkeit, in dem es nicht mehr weitergeht. Wir dürfen darauf hoffen, dass auch wir dort ganz einfach, wie der Kleopas mit seinem Freund damals, traurig und betrübt auf einem Weg sind; ohne auch nur im leisesten zu ahnen, dass Jesus das Leid schon wieder durchbrochen hat, dass er schon wieder – von uns unbemerkt – an unserer Seite geht, während wir eben noch unterwegs sind, unterwegs nach Emmaus eben. Die Emmausjünger haben uns nichts voraus. Obwohl sie dem Auferstandenen „leibhaftig“ begegnen, erkennen sie ihn gar nicht. Auch sie müssen erst lernen, dass in jeder wirklichen Beziehung in Wirklichkeit ER zu finden ist, dort, wo Menschen aufeinander eingehen, wo sie sich akzeptieren – und vor allem: wo sie teilen!
Auf also nach Emmaus! Emmaus ist immer dort, wo das Wort verkündet und das Brot gebrochen wird, das muss nicht unbedingt Brot oder Nahrung sein; auch die Zeit, die man einem Menschen schenkt, auch die Wegbegleitung, die man einem Hilfesuchenden gewährt. All das sind Möglichkeiten, IHM zu begegnen, auch und gerade in fremden Menschen, Emmaus ist überall dort, wo Menschen spüren, dass ihnen das Herz brennt.
Hans – Josef Winkler
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männer aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.