Zum Evangelium Lk 9,18-24 am Sonntag, dem 23.6.2013
In jener Zeit, als Jesus in der Einsamkeit betete und die Jünger bei ihm waren, fragte er sie: Für wen halten mich die Leute?
Petrus hat auch nicht lange überlegt! „Du bist der Messias Gottes!“ hat er Jesus geantwortet. Und wahrscheinlich war er ganz stolz darauf, mit seiner Antwort mitten ins Schwarze getroffen zu haben.
Eines ist dann aber komisch: Wieso reagiert Jesus dann so eigenartig. Nicht: „Toll, dass Du das begriffen hast!“ Nicht: „Sagt das jetzt allen weiter, dass möglichst viele es hören!“ Auf die überschwängliche Antwort des Petrus folgt im heutigen Evangelium ganz einfach der Satz: „Doch er verbot ihnen streng, es jemand weiterzusagen.“ Wieso reagiert Jesus so eigenartig? Warum verbietet er, das mit dem Messias weiterzuerzählen? Hatte Petrus denn etwas Falsches gesagt?
Was hieß das denn: „Du bist der Messias Gottes?“ Für Menschen zur Zeit Jesu war völlig klar, wer der Messias war und was der zu tun hatte: Der Messias, das ist derjenige, der die Römer aus dem Land wirft, der die alte Herrlichkeit wieder herstellt und Israel glorreichen Zeiten entgegenführt! Das ist der Messias, das haben sich die Menschen damals darunter vorgestellt. Und auch Petrus dachte beim Wort „Messias“ genau an diese Dinge.
Doch es kam ganz anders, als nämlich die Zeiten dann gar nicht mehr so glorreich waren, wie Petrus sich das vorgestellt hatte, als dann alles zusammenzubrechen drohte und der Kreuzweg begann, da zeigte sich, wie falsch die Vorstellung war, die Petrus sich vom Messias gemacht hatte, da zeigte sich, dass er eigentlich überhaupt nicht verstanden hatte, wer dieser Jesus Christus war. Und genauso schnell, wie er damals – „Du bist der Messias“ – gesagt hatte, genauso schnell sagte er dann: „Ich kenne diesen Menschen nicht!“
Für wen haltet Ihr mich? Für wen halten wir ihn, diesen Jesus von Nazaret? Antworten wir nicht zu schnell, überlegen wir gut, wer er für uns ist!
Ja, er ist der, der uns versprochen hat, dass er uns die Fülle des Lebens schenken möchte. Er ist der, der uns zugesagt hat, dass er der Weg, die Wahrheit und das Leben ist und dass, wer sich an ihn hält, nie das Ziel verfehlen kann.
Aber er ist auch derjenige, der gesagt hat, dass ihm nachzufolgen, das Kreuz auf sich zu nehmen heißt, der uns nie versprochen hat, dass für seine Jünger der Himmel voller Geigen hängt und die Wolken rosarot sind. Er ist auch derjenige, der nie einen Zweifel daran gelassen hat, dass es das Paradies auf Erden nicht gibt.
Wer ist er für uns? Wofür halten wir ihn?
Da ist einer, der trägt mein Kreuz mit mir, einer der mich liebt und der von mir geliebt werden will. Augustinus sagt: „Ohne Liebe sind wir uns selbst Last, durch die Liebe tragen wir einander.“
Josef Winkler
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männer aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-, und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.