Hl. Petrus und Hl. Paulus, 29.06.2025
Zum Evangelium nach Matthäus 16, 13 – 19
13 Als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger und sprach: Für wen halten die Menschen den Menschensohn? 14 Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten. 15 Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? 16 Simon Petrus antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes! 17 Jesus antwortete und sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. 18 Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. 19 Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein.
Ein Haus ist fertig gebaut. Die Handwerker haben die Baustelle geräumt, alles ist fertig. Die Möbel stehen drin, Bilder hängen an den Wänden, das Geschirr und die Kleidung sind eingeräumt, die Betten gemacht, der Kühlschrank gefüllt. Alles ist bereit. Allein das Leben im Haus fehlt. Es kommt niemand ins Haus. Die Tür ist verschlossen.
Was für eine Verschwendung.
Und wenn uns in dieser Situation jemand den Schlüssel gäbe – vielleicht, während wir ansonsten obdachlos wären – man müsste verrückt sein, die Schlüssel nicht zu nehmen.
Was für eine Chance.
Wir machen es uns bequem auf dem Sofa. Wir genießen Feiern im Haus. Wir lassen die Korken knallen, wir bereiten aus den Speisen im Kühlschrank die leckersten Sachen. Wir sinken in die Betten und schlafen uns aus und am nächsten Tag machen wir uns im geräumigen Bad frisch und können noch mal so richtig feiern. Gut, wir müssen zwischendurch mal einkaufen und den Kühlschrank auffüllen. Ab und zu müssen wir mal die Betten beziehen, durchlüften und putzen, denn sonst kommt keiner mehr zu Besuch. Von Zeit zu Zeit müssen wir auch die Lampen mal ersetzen, die Fenster putzen oder den abgeplatzten Putz erneuern. Grundsteuern zahlen. Müllabfuhr. Wasser.
Was für eine Verantwortung.
Schlüsselübergaben sind Feiertage. Da kommt die Presse und macht Fotos. Da posen dann der Bauunternehmer und der neue Eigentümer um die Wette. Vielleicht kommt das Ambiente ja mal in der Zeitschrift „Schöner Wohnen“ zur Geltung.
Stopp.
Hier geht es eigentlich nicht um „unsere“ Wohnung oder „unser“ Haus. Haus und Wohnung gehören weiterhin Gott. Wir dürfen nur bei ihm einziehen. Gott bestimmt einen Hausverwalter. Einen, der entscheiden soll, wer hinein darf und wer draußen bleiben muss. Wie geht das zusammen mit dem Gedanken, dass Gott alle Menschen liebt und ausgerechnet Petrus nach den Evangeliumstexten sicher nicht der Vertreter des langfristigen Geistes ist? Also jemand, der gelernt hat, weiter als bis zum nächsten Tag auf dem See zu denken? Vielleicht, weil Jesus erkennt, dass Petrus helle Momente hat, weil er neben dem eigenen Horizont noch einen viel größeren Horizont äußert, einen, der ihm durch Gott eröffnet wird. Die Schlüsselgewalt und die hilfreiche Gabe Gottes an den eigenen Geist gehören zwingend zusammen.
Gebe Gott, dass das auch für alle gilt, die Petrus nachfolgen.
Tim Wollenhaupt