Zum Evangelium Joh 14, 23-29 am 6. Sonntag der Osterzeit – 25.5.2025
23 Ihm antwortete Jesus: »Wer mich liebt, richtet sich nach dem, was ich gesagt habe. Auch mein Vater wird ihn lieben, und wir beide werden zu ihm kommen und für immer bei ihm bleiben. 24 Wer mich aber nicht liebt, der lebt auch nicht nach dem, was ich sage. Meine Worte kommen nicht von mir, sondern von meinem Vater, der mich gesandt hat. 25 Ich sage euch dies alles, solange ich noch bei euch bin. 26 Der Heilige Geist, den euch der Vater an meiner Stelle als Helfer senden wird, er wird euch alles erklären und euch an das erinnern, was ich gesagt habe. 27 Auch wenn ich nicht mehr da bin, wird doch der Friede bei euch bleiben. Ja, meinen Frieden gebe ich euch – einen Frieden, den euch niemand sonst auf der Welt geben kann. Deshalb seid nicht bestürzt und habt keine Angst! 28 Ihr habt gehört, was ich euch gesagt habe: Ich gehe jetzt, aber ich komme wieder zu euch zurück. Wenn ihr mich wirklich lieben würdet, dann würdet ihr euch darüber freuen, dass ich jetzt zum Vater gehe; denn er ist größer als ich. 29 Ich sage euch das alles, bevor es geschieht, damit ihr an mich glaubt, wenn es eintrifft.
Zwei Kinder spielen im Garten. Sie haben sich kleine Schwerter aus Holz gebastelt und liefern sich einen spielerischen Zweikampf. Es scheint ihnen Spaß zu machen – jedenfalls bleibt es eine ganze Weile erstaunlich ruhig. Die Eltern wundern sich schon: Wie friedlich die beiden gerade sind! Doch nach etwa einer Viertelstunde ertönt plötzlich lautes Geschrei. Einer heult. Die Mutter geht dazwischen, nimmt den Kindern die Schwerter weg und spricht ein ernstes Wort. Die Kinder stehen still da, schauen ihr nach – und ganz besonders ihren Schwertern. Es scheint, als sei jetzt wirklich Ruhe eingekehrt.
Doch nur zwei Minuten später: wieder Geschrei. Keine Schwerter mehr – aber nun fliegen Steine.
Diese kleine frei erfundenen Szene wirkt fast schon komisch. Aber sie bringt eine Wahrheit auf den Punkt, die uns bis in die Weltpolitik begleitet: Nur weil keine Waffen mehr da sind, ist noch lange kein Frieden. Die Waffen wegzunehmen ist nicht dasselbe wie Frieden schaffen. Ruhe ist nicht automatisch Versöhnung. Und Zwang ist kein Ersatz für Einsicht.
Wir erleben es ganz aktuell in vielen Ländern dieser Welt: Ob in der Ukraine, im Nahen Osten oder in anderen Konfliktregionen – oft wurden Menschen mit Gewalt oder politischem Druck daran gehindert, gegeneinander vorzugehen. Aber unter der Oberfläche blieb der Hass bestehen. Und als die äußeren Zwänge wegfielen, brachen alte Feindschaften hervor – oft mit noch größerer Wucht.
Was heißt das für uns?
Es heißt: Echten Frieden kann man nicht befehlen. Man kann ihn nicht verordnen, nicht erzwingen. Man kann einen Waffenstillstand erzwingen, ja. Man kann Gewalt unterdrücken, Ruhe herstellen – aber Frieden, wie ihn Jesus meint, das ist etwas anderes. Das ist mehr. Friede beginnt im Herzen. Er braucht Einsicht. Er braucht die Bereitschaft zur Versöhnung, zur Umkehr, zur Vergebung. Und das kann man nicht machen. Das kann man nur geschenkt bekommen – durch den Geist Gottes. Jesus sagt im Evangelium:
„Meinen Frieden gebe ich euch. Nicht wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch.“
Nicht der „Friede der Friedhöfe“, nicht das bloße Schweigen nach dem Sturm. Sondern ein Friede, der von innen kommt. Der heilt. Der verbindet. Der Zufriedenheit schenkt – und Versöhnung.
Diesen Frieden können wir nicht herstellen – aber wir können ihn weitergeben. Indem wir Brücken bauen, wo andere Mauern errichten. Indem wir das Gespräch suchen, wo andere schweigen. Indem wir vergeben, wo es uns schwerfällt. Und indem wir nicht aufhören zu glauben, dass Veränderung möglich ist.
Denn wo Menschen sich öffnen – für Gott, für den anderen, für einen neuen Weg –, da beginnt der wahre Friede. Und dann kann auch aus einer kleinen Geste der Beginn von etwas Großem werden.
Josef Winkler