Zum Evangelium Lk 1, 1-4; 4, 14-21 am 3. Sonntag im Jahreskreis – 26.1.2025
1 Schon viele haben es unternommen, eine Erzählung über die Ereignisse abzufassen, die sich unter uns erfüllt haben. 2 Dabei hielten sie sich an die Überlieferung derer, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren. 3 Nun habe auch ich mich entschlossen, nachdem ich allem von Beginn an sorgfältig nachgegangen bin, es für dich, hochverehrter Theophilus, der Reihe nach aufzuschreiben. 4 So kannst du dich von der Zuverlässigkeit der Lehre überzeugen, in der du unterwiesen wurdest.
14 Jesus kehrte, erfüllt von der Kraft des Geistes, nach Galiläa zurück. Und die Kunde von ihm verbreitete sich in der ganzen Gegend. 15 Er lehrte in den Synagogen und wurde von allen gepriesen. 16 So kam er auch nach Nazareth, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um vorzulesen, 17 reichte man ihm die Buchrolle des Propheten Jesaja. Er öffnete sie und fand die Stelle, wo geschrieben steht: 18 Der Geist des Herrn ruht auf mir; / denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, / damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde / und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze 19 und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. 20 Dann schloss er die Buchrolle, gab sie dem Synagogendiener und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. 21 Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.
Wir schreiben das Jahr 2025, und mit der Inauguration des neuen US-Präsidenten beginnt nach dessen Ansicht und dem Wunsch seiner Anhänger ein neues, goldenes Zeitalter – wohlgemerkt ganz exklusiv für Amerika und einzig und allein nach seiner eigenen Einschätzung zu „verdanken“ einem Narzissten, der sich entblößt zu behaupten, sich als von Gott Gesalbten und Beauftragten zu betrachten. Man könnte herzhaft über diese Hybris lachen, wenn der dahintersteckende Zynismus und die Konsequenzen für die Welt nicht so ernüchternd wären.
Vergleichen wir das Selbstverständnis in Wort und Tat des Jesus von Nazareth, der Prophetie des Jesaja folgend, mit Wort und Tat dieses selbsternannten Gesalbten aus Amerika, offenbart sich, wes Geistes Kind dieser ist. Kontrastreicher kann die Motivation und Zielsetzung kaum sein. Nun ist es so, dass die Welt dermaßen aus den Fugen ist, dass die Verführung groß ist, falschen Propheten und Anführern zu folgen. Krisensituationen sind und waren immer der Nährboden für Populisten, denn je komplexer die Probleme, desto größer der Wunsch nach einfachen Lösungen.
Die politische Situation zu Lebzeiten des Propheten Jesaja und Jesu und der Zeit seiner Verkündigung war allerdings auch nicht ruhiger als heute!
Was also ist es, was Jesus mit so großer Selbstverständlichkeit das Kommen des Heils verkünden lässt? Was unterscheidet ihn über alle Maßen von heutigen selbsternannten „Heilsbringern“, deren Hybris kaum zu ertragen ist? Lukas, der sich zur Aufgabe gemacht hat, das Zeugnis der Augen- und Ohrenzeugen und das der ersten Diener des Wortes zu sammeln und weiterzutragen, verweist darauf, dass Jesus „erfüllt von der Kraft des Geistes“ (V 14) handelt und redet, und Jesus selbst bezieht das Zitat aus dem Ersten Bund „Der Geist des Herrn ruht auf mir …“ ganz eindeutig auf sich. Dieser Geist baut am Reich Gottes, einem Reich der Gerechtigkeit und des Friedens für alle Menschen. Man muss ihn nur wirklich an sich heran und in sich wirken lassen. Offenbar tun wir Menschen uns leider so schwer damit …
Dass dieser Geist des Herrn uns in die Lage versetzt, die Geister zu scheiden und zu erkennen, was richtig und Heil stiftend ist, dass er unser Denken und Handeln zum Guten lenkt, das wünsche ich uns in unseren Lebensbereichen, das wünsche ich den bald zu wählenden Mitgliedern einer neu zu konstituierenden Bundesregierung und den einflussreichen Lenkern der Welt für die wachsenden Herausforderungen und Aufgaben der Zukunft.
In diesem Sinne eine hoffnungsvolle Woche!
Maria Schmale