Zum Evangelium Mk 10, 2-16 am Sonntag, dem 6.10.2024
2 Da kamen Pharisäer zu ihm und fragten: Ist es einem Mann erlaubt, seine Frau aus der Ehe zu entlassen? Damit wollten sie ihn versuchen.
3 Er antwortete ihnen: Was hat euch Mose vorgeschrieben?
4 Sie sagten: Mose hat gestattet, eine Scheidungsurkunde auszustellen und die Frau aus der Ehe zu entlassen.
5 Jesus entgegnete ihnen: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat er euch dieses Gebot gegeben.
6 Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie männlich und weiblich erschaffen.
7 Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen1
8 und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch.
9 Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.
10 Zu Hause befragten ihn die Jünger noch einmal darüber.
11 Er antwortete ihnen: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch.
12 Und wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet, begeht sie Ehebruch.
13 Da brachte man Kinder zu ihm, damit er sie berühre. Die Jünger aber wiesen die Leute zurecht.
14 Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn solchen wie ihnen gehört das Reich Gottes.
15 Amen, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.
16 Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie.
„Nur weil ihr so hartherzig seid, hat er euch dieses Gebot gegeben.“ Diese Aussage Jesu ist mir beim Lesen des heutigen Sonntagsevangeliums sofort ins Auge gesprungen und sie hat mich über Nacht verfolgt. Nun sitze ich hier, um einen Impuls zu schreiben.
Ja, wir gehen sehr oft rüde und hartherzig miteinander um. Und wenn ich so die Nachrichten und Ereignisse der zurückliegenden Wochen und Monate vor meinem inneren Auge vorbeiziehen lasse, kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass diese Aussage Jesu aktueller ist denn je.
Mal ganz abgesehen von den gegenwärtigen Terrorakten und kriegerischen Ereignissen, die so entsetzliches Leid verursacht haben und weiter hervorrufen: Wir tun uns gegenseitig viel Böses an – angefangen mit der Art, wie wir miteinander sprechen. Wobei man hier sogar sagen muss, dass das Böse damit beginnt, dass wir oft gar nicht mehr MITEINANDER sprechen, sondern häufig gegeneinander! Was lange Zeit „undenkbar“ schien, wird plötzlich in Worten (und leider auch in Taten) wieder salonfähig. Zugrunde liegt all dem Angst, Desinformation, allgemeine Unzufriedenheit, Frust, Egoismus, fehlende Empathie. Die als solche angemessene Forderung, dass die Dinge beim Namen genannt werden müssen, dass Probleme angegangen werden müssen, die tatsächlich da sind, wird mit den Auswüchsen und Exzessen ad absurdum geführt. Es ist ein Teufelskreis.
Zur Zeit Jesu war das wohl auch so. Das Thema der Ehescheidung greift hier einen Bereich auf, der das praktizierte Unrecht einer patriarchalischen Gesellschaft deutlich macht. Männern war es möglich, Frauen wie einen Gebrauchsgegenstand zu benutzen und abzulegen – ganz legal. Die gesetzlichen Regelungen verhinderten dabei allerdings zumindest die grobsten Verstöße (… weil ihr so hartherzig seid!). Gedacht war und ist das menschliche Miteinander von Gott ganz anders – ob jetzt zwischen Mann und Frau oder auch innerhalb der menschlichen Gemeinschaft insgesamt. Deswegen geht Jesus in seiner Auslegung der Gesetze hier, wie so oft, viel weiter, um damit in diesem konkret angesprochenen Bereich die Frauen, die unter der patriarchalischen Auslegung und Praktizierung der Gesetze leiden mussten, zu schützen. Im Reich Gottes bedeutet das Zusammenleben der Menschen „nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch“, verbunden- nicht getrennt, empathisch miteinander und nicht gegeneinander bzw. auf Kosten Anderer.
Ich sehe in dem aktuellen Sonntagsevangelium eine klare Motivation, sich gegen die Hartherzigkeit zu stellen, wo immer wir sie antreffen!
In diesem Sinne eine gute Woche wünscht allen
Maria Schmale