Zum Evangelium nach Johannes 14, 23-29, am 22.05.2022
6. Sonntag der Osterzeit
22 Judas – nicht der Iskariot – fragte ihn: Herr, wie kommt es, dass du dich nur uns offenbaren willst und nicht der Welt? 23 Jesus antwortete ihm: Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten; mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen. 24 Wer mich nicht liebt, hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, stammt nicht von mir, sondern vom Vater, der mich gesandt hat. 25 Das habe ich zu euch gesagt, während ich noch bei euch bin. 26 Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. 27 Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht. 28 Ihr habt gehört, dass ich zu euch sagte: Ich gehe fort und komme wieder zu euch. Wenn ihr mich liebtet, würdet ihr euch freuen, dass ich zum Vater gehe; denn der Vater ist größer als ich. 29 Jetzt schon habe ich es euch gesagt, bevor es geschieht, damit ihr, wenn es geschieht, zum Glauben kommt.
Liebe Leserin, lieber Leser,
„Ich bin doch kein kleines Kind mehr, du brauchst mir nicht zu helfen!“ Wie oft haben wir diesen Satz schon gehört oder selber gesagt!? „I did it my way“ (Ich habe es auf meine Weise gemacht) singt Frank Sinatra voller Überzeugung in seinem bekannten Lied. „Gut gebrüllt, Löwe!“ kann ich da nur sagen. Wir sind erwachsene Menschen, wir wissen uns zu helfen. Wenn ich mir aber so die Ereignisse der letzten Monate und Jahre anschaue, bezweifele ich, dass wir tatsächlich in der Lage sind, alle Probleme in den Griff zu bekommen. Ich habe das Gefühl, dass in den letzten Jahren die Baustellen der Probleme erheblich zugenommen haben und es täglich mehr werden. Händeringend suchen wir nach geeigneten Lösungen, aber es ist ähnlich wie auf unseren Straßen, kaum ist das eine Loch gestopft, tut sich gleich daneben ein Neues auf. Viele Menschen fühlen sich mit den Sorgen und Problemen allein gelassen und überfordert. Wir schaffen das!? – Die Frage ist: Wie schaffen wir das alles? Irgendwann „ist die Flasche leer“, dann können wir nicht mehr „einen kräftigen Schluck aus der Pulle“ nehmen.
So ähnlich muss es der kleinen Gemeinde, die damals unserem Herrn Jesus nachfolgte, ergangen sein. In unserem heutigen Textabschnitt schildert uns der Apostel Johannes, wie der Herr Jesus seine Jünger auf die Zeit vorbereitet, wenn Er nicht mehr unter ihnen ist. Der sogenannten Abschiedsrede Jesu werden im Johannes Evangelium gleich 5 Kapitel Text eingeräumt und zwar die Kapitel 13 bis 17. Der Herr Jesus spricht Johannes und den anderen Apostel viel Kraft und Trost zu, denn sie stehen vor einer enormen Aufgabe: „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung! Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verurteilt werden.“ (Markus 16, 15-16) Wie soll es also weitergehen, wenn der Herr Jesus nicht mehr in ihrer Mitte ist und sie allein auf sich gestellt sind? Die kleine christliche Gemeinschaft, die sich bis dahin gebildet hatte, ist noch zu jung und unerfahren, sie braucht noch viel Anleitung, guten Rat und Führung, um weiter wachsen zu können. Der Anspruch des Herrn Jesus an seine Apostel war zu jener Zeit eine Mammutaufgabe. Wie erfreut wären die ersten Christen damals gewesen, wenn sie schon hätten erahnen können, dass Jahrhunderte später christliche Gemeinden in aller Welt zu finden sind. So brauchte es zur Zeit der Jünger viel Fleiß und Ausdauer, um die christlichen Gemeinden aufzubauen und zu unserer Zeit braucht eben so viel davon, um unsere Gemeinden zu erhalten. Der Herr Jesus weiß um all diese Probleme – für die Jünger damals, wie für uns als Gemeinde heute. So stellt er den verzagten Menschen eine enorme Quelle der Kraft und Inspiration zu Seite. Es ist der Paraklet (altgriechisch) der Herbeigerufene, der Tröster, der Beistand – der Heilige Geist.
Ich empfinde es als fürsorglich und liebevoll von unserem Herrn Jesus, den gläubigen Menschen einen starken Partner zur Seite zu stellen – den heiligen Geist! Ich brauche nicht alleine eine Entscheidung zu treffen oder eine kritische Situation zu überstehen. Da ist eine enorme Kraftquelle, die mir – wenn ich es möchte, erkenne und annehme – mit Rat und Tat zur Seite steht. Was für eine schöne Einrichtung von unserem Herrn Jesus, dass wir nicht ganz auf uns allein gestellt sind. Wir haben für alle Stationen und Situationen in unserem Leben – das Gebet, das Wort und den heiligen Geist! Die Aufgaben, die noch vor uns liegen, dürfen wir mit Ihm gemeinsam angehen.
Und darin sehe ich auch unsere Chance, wie wir mit den Problemen heutzutage umgehen können. Wir als Christen kennen Glaube, Liebe und Hoffnung. Wir kennen die Kraft des Gebetes. Wir kennen den heiligen Geist als Tröster, Berater und Helfer. Wir haben unsere Gemeinden, die Kirchengemeinschaft und die Weltkirche zur Verfügung, die einen positiven Einfluss auf Politik und Gesellschaft ausüben kann. Caritas international und viele andere kirchliche Hilfswerke stehen Menschen hilfreich zur Seite. Christliche Radio-, TV- und Internetdienste können die frohe Botschaft in alle Welt verbreiten und Menschen zum Um- oder Nachdenken bewegen. Das haben wir alles zu unserer Verfügung. Nutzen, hegen und pflegen wir das weiter.
„Es ist unsere Aufgabe, den Menschen in ihrer Angst beizustehen und den Himmel immer wieder mit unseren Gebeten zu bestürmen.“ (Zitat: Pater Maurus Zerb, Prior des Kloster Stiepel, in der WAZ Bochum)
„Der Heilige Geist ist die dritte Person der Hl. Dreifaltigkeit. Er bildet gemeinsam mit dem Vater und dem Sohn den dreifaltigen Gott und ist selbst Gott. Der Heilige Geist erneuert die Schöpfung von innen her, er macht alles neu. Wer an die Kraft dieses Geistes glaubt und um sein Kommen bittet, ruft die göttliche Gnadenfülle herbei. In der Taufe kommt der Mensch mit dem Heiligen Geist in Berührung. Der Heilige Geist ist Quelle der Einheit und des Friedens.“ (Erklärung aus: www.kathpedia.com)
Ich wünsche Ihnen einen erfüllten und schönen Sonntag und eine gute Woche!
Ralf Crüsemann
Mein Tipp:
„Tagessegen“
Jeden Tag neu spendet Pfarrer Heinz Förg aus dem Bistum Mainz den Segen für den Tag und verbindet dies mit einem kurzen Impuls zu einem ausgewählten Vers aus der Bibel. Das geistliche Ritual für den Start in den Tag!
„Abendgebet“
Pater Philipp Meyer aus Maria Laach nimmt sich diese Zeit. Schließen Sie mit ihm gemeinsam den Tag mit einem Abendgebet ab.
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