4. Sonntag im Jahreskreis, 30.01.2022
Zum Evangelium nach Lukas 4, 21 – 30
21 Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt. 22 Alle stimmten ihm zu; sie staunten über die Worte der Gnade, die aus seinem Mund hervorgingen, und sagten: Ist das nicht Josefs Sohn? 23 Da entgegnete er ihnen: Sicher werdet ihr mir das Sprichwort vorhalten: Arzt, heile dich selbst! Wenn du in Kafarnaum so große Dinge getan hast, wie wir gehört haben, dann tu sie auch hier in deiner Heimat! 24 Und er setzte hinzu: Amen, ich sage euch: Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt. 25 Wahrhaftig, das sage ich euch: In Israel gab es viele Witwen in den Tagen des Elija, als der Himmel für drei Jahre und sechs Monate verschlossen war und eine große Hungersnot über das ganze Land kam. 26 Aber zu keiner von ihnen wurde Elija gesandt, nur zu einer Witwe in Sarepta bei Sidon. 27 Und viele Aussätzige gab es in Israel zur Zeit des Propheten Elischa. Aber keiner von ihnen wurde geheilt, nur der Syrer Naaman. 28 Als die Leute in der Synagoge das hörten, gerieten sie alle in Wut. 29 Sie sprangen auf und trieben Jesus zur Stadt hinaus; sie brachten ihn an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, und wollten ihn hinabstürzen. 30 Er aber schritt mitten durch sie hindurch und ging weg.
Covid 19 heißt die Erkrankung, die uns noch immer beschäftigt, weil man sie erstmals 2019 definieren konnte. Wir schreiben das Jahr 2022 und die Pandemie dauert noch immer an. Wenn ich in diesen Tagen etwas davon lese wie „Arzt, heile dich selbst!“ oder „kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt“, dann finde ich viele Beispiele dafür, wie aktuell diese Worte sind.
Wir könnten längst alle geimpft sein. Wir könnten mit ein wenig mehr Disziplin schon viel weiter sein in der Eindämmung dieser Erkrankung. Und es liegt wahrlich nicht daran, dass uns sowohl zu den Risiken wie zu den Ausmaßen der Regelverstöße niemand gewarnt hätte. Und dennoch wurden Politiker wie Karl Lauterbach und Jens Spahn ebenso wie ausgewiesene Fachleute wie Lothar Wieler vom Robert-Koch-Institut oder Christian Drosten von der Berliner Charité mit Drohungen überzogen. Erinnert Sie das nicht auch an den Vers 29: „Sie sprangen auf und trieben Jesus zur Stadt hinaus…und wollten ihn hinabstürzen“?
Manche Drohung ist gewiss Ausdruck von Unwissenheit und Angst. Wer das Gefühl hat, in seiner Freiheit über die Maßen eingeschränkt zu sein, der holt zum Befreiungsschlag aus, selbst dann, wenn aus dem Schlag noch mehr Einschränkung resultiert. Da wird gedroht, demonstriert, mutwillig gegen Regeln verstoßen, das höchste Gericht bemüht und am Ende lacht nur eine Virusmutante.
Wie gern hätten wir die Zustände wie vor der Pandemie. Und wie groß ist die Befürchtung, dass es genau so niemals wieder werden wird. Wenn man sich jetzt vor Augen hält, dass es sich bei dieser Beschreibung lediglich um ein Virus handelt – wie war es dann im Evangelium? Da verkündet Jesus das Wort Gottes. Und er weist darauf hin, dass der Weg mit und zu Gott nicht mit Samt ausgelegt ist, sondern beschwerlich. Dass das Miteinander auch Elend bedeuten kann und es das Gefühl von Ohnmacht und Ungerechtigkeit geben wird – dann sehe ich durchaus Parallelen zum Leben in der Pandemie. Warum kann hier jeder, der will, seine dritte Spritze bekommen, ohne dafür tief in die Tasche greifen zu müssen, während in anderen Ländern der Welt noch nicht einmal das Geld für die erste Spritze reicht? Warum mussten zu Tausenden Menschen sterben und andere waren mit nur leichtesten Folgen erkrankt? Warum leiden wir unter der verordneten Distanz scheinbar mehr als unter der Erkrankung?
„Er aber schritt mitten durch sie hindurch und ging weg.“ Gottes Wort ist unter uns. Gottes Wort wurde durch Jesus erläutert. Es liegt allein an uns, ob wir uns dagegen auflehnen, weil wir vielleicht auch den Sinn noch nicht erfasst haben oder ob wir ihm nachfolgen.
Propheten geben Hinweise. Befolgt werden müssen die beschriebenen Wege von uns.
Ihnen und mir wünsche ich die Ruhe, Gottes Wort zu hören und die Zeit, das Wort in sich wirken zu lassen.
Tim Wollenhaupt