Zum Evangelium Mk 13, 24-32 am 33. Sonntag des Jahreskreises – 14.11.2021
24 Aber in jenen Tagen, nach jener Drangsal, wird die Sonne verfinstert werden und der Mond wird nicht mehr scheinen; 25 die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. 26 Dann wird man den Menschensohn in Wolken kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit. 27 Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels.
28 Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist. 29 So erkennt auch ihr, wenn ihr das geschehen seht, dass er nahe vor der Tür ist. 30 Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles geschieht. 31 Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. 32 Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.
Der November ist der Monat des Totengedenkens, der Monat, in dem wir uns vielleicht noch mehr als zu anderen Zeiten des Jahres der Vergänglichkeit allen Seins bewusst werden. Die Blätter fallen von den Bäumen, Pflanzen werden braun und fallen in sich zusammen, oft kriecht die Kälte und Feuchte regelrecht von unten in uns hinein, die Luft riecht nach Erde und Vergänglichkeit und das Tageslicht weicht immer früher der Nacht, je mehr der Winter Einzug hält.
Verbunden mit den Sorgen um die Entwicklung der Pandemie entsteht da Raum für trübsinnige Gedanken… In diesen zu verharren, wäre dann tatsächlich Endzeitstimmung, die zu nichts anderem führen würde als zu taten- und gedankenloser Depression.
Sich der Zerbrechlichkeit und Kostbarkeit des Lebens bewusst zu sein oder zu werden, kann aber auch zum positiven Impuls für das Hier und Jetzt werden. Keine(r) von uns kennt den Tag und die die Stunde, an dem sein/ihr Leben auf dieser Welt endet. Es kann gleich im nächsten Moment geschehen, es kann noch Jahre dauern. So können diese Tage und Wochen, in denen die Natur zur Ruhe kommt, um aus dem Vergehenden neues Leben entstehen lassen zu können, für uns auch ein Innehalten bedeuten. Es ist eine Zeit, um wahrzunehmen, was das Geschenk des Lebens eigentlich für mich, dich, euch, Sie bedeutet: gesammelte Erfahrungen, Glücksmomente, Trauer, Begegnungen, Erlebnisse … was macht für uns alle das Leben aus? Ich glaube, wir alle haben da ganz viele Schätze in uns – holen wir sie aus der Verborgenheit heraus in unser Bewusstsein und teilen sie miteinander, ergeben sich Lebensimpulse.
In diesem Moment, in dem ich hier sitze und schreibe, scheint mir die Sonne durch die Fensterscheibe ins Gesicht. Ich halte inne und genieße. Würde ich ihr Licht und ihre Wärme als so angenehm wahrnehmen können, wenn das Wetter immer so herrlich wäre? Gestern durften wir in kleiner, geschützter Runde einen Geburtstag in der Familie feiern. Wäre mir bewusst, wie kostbar dies war, wenn wir nicht auch schon Geburtstage erlebt hätten, wo wir uns wegen Quarantäne nur durchs Fenster zuwinken konnten oder Geburtstage, an denen wir um einen geliebten Menschen trauerten?
Es ist eine Frage der Wahrnehmung, ob ich nur lese, „Himmel und Erde werden vergehen“ oder auch aufnehme „meine Worte werden nicht vergehen“. Die zweite Aussage Jesu schenkt neue Blickwinkel und Impulse für das Leben im Hier und Jetzt und neue Perspektive für die Zukunft, wie auch immer sie aussehen mag.
Eine gute Woche für eine spannende Schatzsuche wünscht Allen
Maria Schmale