Zum Evangelium Mt 25,1-13 zum 32. Sonntag im Jahreskreis, 08.11.2020
1 Dann wird es mit dem Himmelreich sein wie mit zehn Jungfrauen,
die ihre Lampen
nahmen und dem Bräutigam entgegengingen.
2 Fünf von ihnen waren töricht und fünf waren klug.
3 Die Törichten nahmen ihre Lampen mit, aber kein Öl,
4 die Klugen aber nahmen mit ihren Lampen noch Öl in Krügen mit.
5 Als nun der Bräutigam lange nicht kam, wurden sie alle müde und schliefen ein.
6 Mitten in der Nacht aber erscholl der Ruf: Siehe, der Bräutigam! Geht ihm entgegen!
7 Da standen die Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen zurecht.
8 Die törichten aber sagten zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, sonst gehen unsere Lampen aus!
9 Die Klugen erwiderten ihnen: Dann reicht es nicht für uns und für euch; geht lieber zu den Händlern und kauft es euch!
10 Während sie noch unterwegs waren, um es zu kaufen, kam der Bräutigam. Die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal und die Tür wurde zugeschlossen.
11 Später kamen auch die anderen Jungfrauen und riefen: Herr, Herr, mach uns auf!
12 Er aber antwortete ihnen und sprach: Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht.
13 Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.
Einheitsübersetzung (2016)
Ehrlich gesagt habe ich mit diesem Gleichnis so meine Probleme. Zehn Jungfrauen, fünf töricht und fünf klug, gehen mit ihren Lampen dem Bräutigam entgegen. Die Törichten ohne Öl, die Klugen mit Öl. Aber was hat das jetzt mit dem Himmelreich zu tun? Puh. Was soll uns das jetzt sagen? Gar nicht so einfach oder doch?
Fünf der insgesamt zehn Jungfrauen bringen zwar ihre Lampe mit, aber kein Öl. Und die anderen fünf Jungfrauen waren nicht bereit ihnen etwas von ihrem Öl abzugeben, da sonst ihre Lampen ausgehen würden. So machten sich die törichten Jungfrauen auf, um Lampenöl zu kaufen, währenddessen kam der Bräutigam und nahm die fünf anwesenden, klugen Jungfrauen mit in den Hochzeitssaal. Als die törichten Jungfrauen zurückkommen, ist die Tür verschlossen und sie werden abgewiesen. Sie haben den richtigen Zeitpunkt verpasst, sie haben Pech! Selbst Schuld könnte man jetzt böse denken, aber versuchen wir dieses Gleichnis mal in die heutige Zeit zu übertragen.
Mir kommen da gerade meinen Schülerinnen und Schüler in den Sinn, die zwar nicht das Öl für die Lampen vergessen haben, aber doch nicht vorbereitet sind. Worauf? Auf einen Test, eine Klausur, eine Präsentation oder das abschließende Examen? Das spielt auch eigentlich gar keine Rolle. Termine für Klausuren oder Prüfungen werden den Schülerinnen und Schülern rechtzeitig zu Schuljahresbeginn mitgeteilt und in der Regel auch im Klassenraum für alle sichtbar visualisiert, sodass sich alle darauf vorbereiten könnten. Sollte man meinen, denn oftmals sind Schülerinnen und Schüler – mal mehr, mal weniger – ziemlich überrascht bzw. erschrocken, wenn man sie an die Klausur am übernächsten Tag erinnert. Krampfhaft versuchen sie dann noch, in dieser kurzen Zeit das Wissen und die erarbeiteten Inhalte irgendwie in den Kopf zu kriegen und davon möglichst viel zu behalten. Manchmal versuchen sie auch von den „klugen“ Mitschülerinnen und Mitschülern zu profitieren, die ihnen dann nochmal schnell alles erklären sollen. Auch das ist nicht selten von Misserfolg geprägt, da die Mitschülerinnen und Mitschülern dieser Bitte nicht nachkommen. Und wieder könnte man sagen: Pech gehabt!
Denn schließlich profitieren, die „klugen“ Schülerinnen und Schüler nicht wirklich davon, wenn sie ihren Mitschülerinnen und Mitschülern helfen. Diese haben schlicht und einfach den Zeitpunkt verpasst, sich auf die Klausur, von der sie lange Zeit wussten, dass sie kommt, vorzubereiten. Und jetzt stehen sie da: Chance vertan! Da fällt mir spontan der Spruch ein, den ich selbst nur allzu oft als Schüler selbst zu hören bekommen habe: Vorbereitung ist das halbe Leben!
Und so ist es auch mit dem Himmelreich, von dem uns Jesus dieses Gleichnis von den törichten und unvorbereiteten Jungfrauen erzählt. Wir alle wissen, dass das Himmelreich kommen wird, wir wissen halt nur nicht, wann das seien wird. Es kann morgen anbrechen oder aber erst in ferner Zukunft. Wir sollten uns also darauf vorbereiten und das können wir immer nur für uns selbst tun, wir sind für uns selbst verantwortlich. Etwas von unserer Vorbereitung abgeben funktioniert genauso wenig, wie uns etwas von der Vorbereitung eines anderen zu borgen.
Und damit uns nicht das Gleiche passiert wie den törichten Jungfrauen, sollten wir uns nicht erst vorbereiten, wenn das Himmelreich naht, sondern frühzeitig damit beginnen. Und das Evangelium, die frohe Botschaft Jesu, ist da eine ganz große Hilfe. Wenn wir uns an seiner Botschaft orientieren, sind wir jederzeit für das Himmelreich vorbereitet. Und dieses Vorbereitet-sein lässt uns entspannt der Zukunft entgegensehen, auch wenn wir dazu immer wieder Hürden übersteigen und Felsen, die uns in den Weg gelegt werden, zerschlagen müssen. Im Vertrauen auf Jesu Christus können wir dem Unberechenbaren mit einem Lächeln entgegentreten.
Das Gleichnis will uns sagen: Das Ende kommt, unweigerlich, plötzlich oder erst nach vielen Jahren, aber es kommt, ohne Verhandeln, ohne Aufschub. Was wir versäumt haben, können wir nicht mehr nachholen, was uns fehlt, können wir nicht mehr ersetzen und Dinge, die wir nicht erledigt haben, bleiben unerledigt. Irgendwann hört es auf:
Verschieben auf morgen geht nicht mehr! Jetzt ist die Stunde zum Handeln und zu leben, wie wir es uns am Ende getan haben möchten. Jetzt ist die Stunde, damit zu rechnen, dass unser Leben nach dem Tod nicht endet und dass das nicht alles ist, was wir jetzt auf der Welt erfahren und erleben. Leben wir jetzt! Leben wir mit dem Wissen bereit zu sein für das, was zählt!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Euch einen frohen und gesegneten Sonntag
Matthias Parthe