Zum Evangelium Johannes 3, 16-18 am Dreifaltigkeitssonntag, 7. Juni 2020
16 Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. 17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. 18 Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat.
Die Botschaft des heutigen Evangelientextes ist kurz und prägnant. Sie sagt der Welt Gottes unbedingte Zuwendung zu- mit einer Hingabe bis zum Äußersten: Jesus hat sein Leben gegeben für die Rettung der Welt! Im zweiten Philipperbrief beschreibt Paulus es so: 6 Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein, [2] 7 sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; 8 er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.
Jesus verkörpert im wahrsten Sinne des Wortes für alle Zeiten den ICH BIN (FÜR EUCH) DA. Wer das an sich heranlässt, wer dies glaubt, erfährt eine innere Befreiung/Rettung, der möchte sein Leben und seine Entscheidungen orientieren am Reden und Handeln Jesu und mitbauen am Reich Gottes im Hier und Jetzt.
In den sogenannten „sozialen Medien“ existiert ein Portal, das sich spezialisiert hat auf die Verbreitung kurzer und prägnanter Botschaften und Nachrichten. Wer in unserer heutigen digitalen Welt etwas auf sich hält, dem ist es wichtig, möglichst viele „Follower“ zu haben, die die eigenen „Tweets“ lesen, weil deren Anzahl angeblich etwas über den Bekanntheitsgrad und die daraus folgende vermeintliche Wichtigkeit des Schreibenden aussagt. Was man auf diesem Portal zu lesen bekommt von einem seiner prominentesten Nutzer, könnte man zumeist zusammenfassen unter „kurz und ignorant“, „kurz und gehässig“, „kurz und menschenverachtend“, „kurz und selbstverliebt“, „kurz und spaltend“ (… diese Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen).
Dieser Mensch hält sich für den Nabel der Welt, und angesichts seiner Position hat er auch sehr große Macht und entsprechende Verantwortung. Wenn ein solcher Mensch dann im Angesicht der Zerrissenheit seines Landes, zu der er durch seine polarisierenden Botschaften regelmäßig selbst in erheblichem Maße beiträgt, demonstrativ mit einer Bibel vor den Kameras der Weltöffentlichkeit posiert, empfinde ich dies als Blasphemie. Gotteslästerung ist ein Wort, mit dem ich außerordentlich vorsichtig umgehe, aber eine bessere Beschreibung fällt mir für diese Szene nicht ein. Ich empfinde Scham und Abscheu bei dieser bewussten Instrumentalisierung des Wortes Gottes für die eigenen Zwecke. Eine solche haben wir in der Menschheitsgeschichte schon nur zu oft erlebt mit zerstörerischen Folgen!
Mir macht Sorge und Angst, was ich da sehe, genauso wie mir die zunehmende Manipulation und Instrumentalisierung der Nachrichten im Allgemeinen, der man sich insgesamt nur schwer entziehen kann, Sorge bereitet. Ich muss für mich persönlich offen zugeben, dass mich viele Nachrichten und Bilder aus dem Gleichgewicht bringen. Die Lage ist so unübersichtlich, Lösungen für die vielschichtigen Probleme scheinen so unerreichbar!
Gerade in Phasen dieser gefühlten Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit lassen die Worte des Evangeliums aufhorchen. Sie sagen, die Schreihälse dieser Welt behalten nicht das letzte Wort. Die Botschaft des Evangeliums ist EINDEUTIG – im Gegensatz zu allen „alternative facts“, mit denen wir gefüttert werden.
Guter Gott, stärke uns im Glauben an dein Evangelium, dass wir Spreu vom Weizen unterscheiden können und Botschafter deiner befreienden Liebe sein können, dort, wo du uns brauchst.
Maria Schmale