Zum Evangelium Lk 18, 1-8 am 28. Sonntag im Jahreskreis, 20.10.2019D
1 Jesus sagte ihnen durch ein Gleichnis, dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten:
2 In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm.
3 In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Verschaff mir Recht gegen meinen Widersacher!
4 Und er wollte lange Zeit nicht. Dann aber sagte er sich: Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht;
5 weil mich diese Witwe aber nicht in Ruhe lässt, will ich ihr Recht verschaffen. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht.
6 Der Herr aber sprach: Hört, was der ungerechte Richter sagt!
7 Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern bei ihnen zögern?
8 Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen. Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden?
Einheitsübersetzung (2016)
Wie passen ein Richter und eine Witwe mit der Aufforderung zum Gebet zusammen? Auf den ersten Blick gar nicht, auf den zweiten dann aber umso deutlicher. Ein egoistischer, rücksichtsloser Richter, der auf keinen Menschen Rücksicht nimmt und selbst Gott nicht fürchtet, wird von einer Witwe bedrängt, die von ihm Recht gegen einen Widersacher verlangt. Nach einer längeren Zeit der Absage, will der Richter ihr nun doch Recht verschaffen, weil er befürchtet, von ihr ins Gesicht geschlagen zu werden.
Ein Mann, der zur oberen Gesellschaftsschicht gehört, hat Angst von einer Frau, die schutzlos und rechtlich benachteiligt ist. Wie passt das zusammen? Wovor hat er Angst, dass eine Frau ihn schlagen könnte oder eher davor, dass er sein Ansehen in der Gesellschaft verliert, wenn sie es wirklich tut? Was wir an diesem Gleichnis erkennen können ist, dass sich Hartnäckigkeit auszahlt. Aber wie passen diese Hartnäckigkeit und Beten zusammen? Jesus will seinen Jüngern, aber auch uns heutzutage mit diesem Gleichnis deutlich machen, das Gott ganz anders ist, als der ungerechte Richter der Witwe gegenüber.
Gott hilft unverzüglich und zögert nicht, denjenigen Recht zu verschaffen, die an ihn glauben und Tag und Nacht zu ihm beten. Dabei spielen die Gründe, warum Gott so handelt, keine Rolle. Gott unterscheidet nicht zwischen den Menschen, für ihn spielt es keine Rolle, ob ein Richter ihn bittet oder aber eine Witwe. Für ihn spielt es keine Rolle, wer ihn bittet. Gott hilft unverzüglich.
Insgesamt scheint es, als gäbe es keine Verbindung zwischen dem Gleichnis und dem menschlichen Verhältnis zu Gott, außer, dass Bitten erhört werden. Aber was sagt dann der letzte Vers? „Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden?“Auf einmal geht es um das Kommen des Menschensohnes und darum, ob er Glauben auf der Erde finden wird. Die Antwort könnte lauten: Er wird Glauben finden, wenn und weil wir beharrlich beten.
Wie kann uns dieses Gleichnis aber heute helfen? Was können wir daraus mitnehmen für unser Leben, ganz konkret? Für mich ist es der Aspekt der Beharrlichkeit bzw. der Hartnäckigkeit. Eine Frau verschafft sich Recht, indem sie hartnäckig bleibt und darum bittet und das, obwohl sie in der Gesellschaft ganz unten steht, auf einer Ebene mit den Armen oder den Aussätzigen.
Wir sollten uns ein Beispiel an der Witwe nehmen und hartnäckig für unser Recht einstehen und beharrlich darum kämpfen, auch wenn es lange dauert, der Gegner noch so mächtig ist und die Chancen auf Erfolg auch noch so klein erscheinen mögen.
Im Vertrauen auf einen Gott, der nicht zögert und unverzüglich Recht verschafft, mögen all diejenigen hartnäckig bleiben, die um ihr Recht kämpfen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Euch einen frohen und gesegneten Sonntag.
Matthias Parthe