Zum Evangelium nach Johannes 14, 23-29 ,am 26.05.2019
6. Sonntag der Osterzeit
22 Judas – nicht der Iskariot – fragte ihn: Herr, wie kommt es, dass du dich nur uns offenbaren willst und nicht der Welt? 23 Jesus antwortete ihm: Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten; mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen. 24 Wer mich nicht liebt, hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, stammt nicht von mir, sondern vom Vater, der mich gesandt hat. 25 Das habe ich zu euch gesagt, während ich noch bei euch bin. 26 Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. 27 Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht. 28 Ihr habt gehört, dass ich zu euch sagte: Ich gehe fort und komme wieder zu euch. Wenn ihr mich liebtet, würdet ihr euch freuen, dass ich zum Vater gehe; denn der Vater ist größer als ich. 29 Jetzt schon habe ich es euch gesagt, bevor es geschieht, damit ihr, wenn es geschieht, zum Glauben kommt.
Liebe Leserin, lieber Leser,
in diesem Textabschnitt schildert uns der Apostel Johannes, wie der Herr Jesus seine Jünger auf die Zeit vorbereitet, wenn Er nicht mehr unter ihnen ist. Der sogenannten Abschiedsrede Jesu werden im Johannes Evangelium gleich 5 Kapitel Text eingeräumt und zwar die Kapitel 13 bis 17. Der Herr Jesus spricht Johannes und den anderen Apostel viel Kraft und Trost zu, denn sie stehen vor einer enormen Aufgabe – das Evangelium in alle Welt zu tragen. Wie soll es weitergehen wenn der Herr Jesus nicht mehr in ihrer Mitte ist und sie allein auf sich gestellt sein werden?
Die kleine Gemeinde, die sich bis dahin gebildet hatte, ist noch zu jung und unerfahren, sie braucht noch viel Anleitung, guten Rat und Führung, um weiter wachsen zu können. Der Anspruch des Herrn Jesus an seine Apostel – „ Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung! Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verurteilt werden.“ (Markus 16, 15-16) – war zu jener Zeit eine Mammutaufgabe. Die kleine Gemeinde des Herrn Jesus wäre glücklich gewesen, wenn sie schon hätten erahnen können, dass Jahrhunderte später christliche Gemeinden in aller Welt zu finden sind.
Wir dagegen leben wiederum in einer Zeit, in der dem christlichen Glauben und den Gemeinden, nicht mehr ein so hoher Stellenwert eingeräumt wird, wie noch Jahrzehnte / Jahrhunderte zuvor. Die Menschen der „Wohlstandgesellschaft“ sind anscheinend zu dem Schluss gekommen, dass wir heutzutage ganz gut alleine klar kommen können. Anscheinend wird in einer stabilen und wohlhabenden Gesellschaft ein liebender und fürsorglicher Gott nicht mehr zwingend gebraucht. Die Jünger damals wären zutiefst deprimiert gewesen, das sich ihr so enthusiastisch begonnenes Werk, den Menschen in zweitausend Jahren als nebensächlich erweisen würde.
So brauchte es zur Zeit der Jünger viel Mut, Kraft, Ausdauer und Anleitung, um die christlichen Gemeinden aufzubauen und zu unserer Zeit braucht eben so viel davon, um unsere Gemeinden zu erhalten. Der Herr Jesus weiß um all diese Probleme – für die Jünger damals, wie für uns als Gemeinde heute. So stellt er den verzagten Menschen – damals und heute – eine enorme Quelle der Kraft und Inspiration zu Seite. Es ist der Paraklet (altgriechisch) der Herbeigerufene, der Tröster, der Beistand – der Heilige Geist.
„Der Heilige Geist ist die dritte Person der Hl. Dreifaltigkeit. Er bildet gemeinsam mit dem Vater und dem Sohn den dreifaltigen Gott und ist selbst Gott. Der Heilige Geist erneuert die Schöpfung von innen her, er macht alles neu. Wer an die Kraft dieses Geistes glaubt und um sein Kommen bittet, ruft die göttliche Gnadenfülle herbei. In der Taufe kommt der Mensch mit dem Heiligen Geist in Berührung. Der Heilige Geist ist Quelle der Einheit und des Friedens.“ (Erklärung aus: www.kathpedia.com)
Ich empfinde es als fürsorglich und liebevoll von unserem Herrn Jesus, den gläubigen Menschen einen starken Partner zur Seite zu stellen – den heiligen Geist! Wie oft beobachte ich bei anderen Menschen oder auch bei mir selber, wie ein scheinbares Selbstgespräch geführt wird. Leute „die so etwas nicht brauchen“, empfinden es oft als komisch oder befremdlich – „Schau mal, der spricht mit sich selbst!“ Ist es das aber wirklich? Nur ein Gespräch mit sich selbst? Nein – ich bin mir sicher, es ist der Heilige Geist der mich beraten, mir helfen, mir Anleitung geben möchte. Ich brauche nicht alleine eine Entscheidung zu treffen oder eine
kritische Situation zu überstehen. Da ist eine enorme Kraftquelle, die mir – wenn ich es möchte, erkenne und annehme – mit Rat und Tat zur Seite steht. Was für eine schöne Einrichtung von unserem Herrn Jesus, dass wir nicht auf uns allein gestellt sind. Wir haben für alle Stationen und Situationen in unserem Leben – das Gebet, das Wort und den heiligen Geist! Die Aufgaben, die noch vor uns liegen, dürfen wir mit Ihm gemeinsam angehen. Damit sind wir in der Lage – auch mit all unseren modernen Hilfsmitteln (Radio, TV und Internet) – das begonnene Werk der kleinen Schar von Aposteln weiterzuführen.
Die Pfingstsequenz:
Komm, o Geist der Heiligkeit! Aus des Himmels Herrlichkeit Sende Deines Lichtes Strahl. Vater aller Armen Du, Aller Herzen Licht und Ruh, Komm mit Deiner Gaben Zahl! Tröster in Verlassenheit, Labsal voll der Lieblichkeit, Komm, o süßer Seelenfreund! In Ermüdung schenke Ruh, In der Glut hauch Kühlung zu, Tröste den, der Tränen weint. O Du Licht der Seligkeit, Mach Dir unser Herz bereit, Dring in unsre Seelen ein! Ohne Deinen Gnadenschein Steht der arme Mensch allein, Kann nicht gut und sicher sein. Wasche, was beflecket ist, Heile, was verwundet ist, Tränke, was da dürre steht, Beuge, was verhärtet ist, Wärme, was erkaltet ist, Lenke, was da irre geht! Heiliger Geist, wir bitten Dich, Gib uns allen gnädiglich Deiner sieben Gaben Kraft! Gib Verdienst in dieser Zeit Und dereinst die Seligkeit nach vollbrachter Wanderschaft.
Amen. Halleluja.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag und eine gute Woche!
Ralf Crüsemann
Mein Tipp: „Tagessegen“
Jeden Tag neu spendet Pfarrer Heinz Förg aus dem Bistum Mainz den Segen für den Tag und verbindet dies mit einem kurzen Impuls zu einem ausgewählten Vers aus der Bibel. Das geistliche Ritual für den Start in den Tag!