3. Sonntag der Bereitungszeit, 24.03.2019
Zum Evangelium nach Lukas 13, 1 – 9
Na, das sind ja Aussichten. Ganz offen verweist Jesus auf einen alles andere als angenehmen Tod, der allen bevorstehe. Das kann man als Katastrophe bezeichnen. Eine Katastrophe mit Ansage.
Ein ganz deutlicher Kontrast zu dem sonst so liebevollen Lehrer Jesus, wie ich finde. Oder doch nicht? Konsequent, so könnte man es auch ausdrücken. Da ist dieser merkwürdige Täufer Johannes, der im Jordan steht und die Menschen tauft. Doch er tauft sie nicht einfach nur, er ruft in unterschiedlichen Formen zur „Umkehr“ auf. Je nach Lesart des Evangeliums soll dem Herrn der Weg geebnet, eine Straße bereitet oder ein Berg abgetragen werden. Die Taufe ist der Moment, ab dem dann alles anders werden soll. Jesus greift das Wort der „Umkehr“ auf und verweist auf die Konsequenz. Das in Aussicht gestellte „Umkommen“ ist das genaue Gegenteil des Lebens in Fülle und in Gottes Nähe. Dabei ist Gott mit den Menschen durchaus geduldig. So wie der Weinbergbesitzer, der dem Feigenbaum noch eine Chance gibt. Doch das Umkehren des Menschen ist eine Eigenleistung, so wie der Feigenbaum von sich aus Früchte bringen soll.
Jesus stellt eindeutig eine Bedingung auf. Gottes Liebe ist da und sie gipfelt im Geschenk des Lebens. Aber nicht als einfacher Automatismus, sondern als Geschenk für die Bereitschaft, sich dem Wort zu öffnen.
Wenn ich so etwas lese, dann denke ich nicht an ein Fegefeuer, an eine ewige Verdammnis oder unendliche Pein, die irgendwann zu erleiden ist. Dann denke ich auch nicht an ein kompliziertes Umstrukturieren meines kompletten Lebens. Vielmehr denke ich an die ganz kleinen Verlockungen im täglichen Leben. An den garstigen Gedanken, den ich gerade gedacht habe. An die Unfreundlichkeit, mit der ich gerade anderen Menschen begegnet bin, an die zärtliche Hand, die ich eben abgewiesen habe. Wenn ich Liebe ausschlage und egoistisch meinen Kopf durchsetzen will – kein Wunder, wenn ich damit scheitere. Also jeden Tag ein wenig „umkomme“. Und wenn ich „umkehre“? Wenn ich einsehe, dass ich einem Menschen unrecht getan habe? Wenn ich mich nicht aus gutem Grund für ein tolles Argument mit besten Absichten eingesetzt, sondern aus Trotz gezankt habe? Jeden Tag habe ich die Chance, immer wieder mal umzukehren. Jeden Tag habe ich die Chance, eine kleine Katastrophe zu verhindern. Und ganz häufig kann ich mich daran erinnern, dass eine Umarmung, ein vergebendes Wort auf eine Entschuldigung hin und dass eine angebotene Hand, die angenommen wurde, mir viel mehr von jenem erfüllten Leben erzählt hat als mein Dickschädel. Gehalten sein ist deutlich besser als Kopfschmerz.
„Umkehrschluss“: Umkehren können wir. Müssen wir. Immer wieder. Aber wenn wir es denn tun, kann uns nichts mehr vom Leben abhalten. Und plötzlich wird aus dem katastrophalen Text Jesu ein sicheres Versprechen von einem geduldigen Gott.
Ihnen und mir wünsche ich den Mut, die eigene Richtung immer wieder mal zu prüfen und vielleicht das zu tun, was uns die Navi im Auto immer wieder rät: „In 500 Metern bitte umkehren.“
Gute Fahrt durch Ihr Leben.
Tim Wollenhaupt