- Adventssonntag, 10.12.2017 – Zum Evangelium nach Markus 1, 1 – 8
Als ich diese Zeilen schreibe, wird meinem Bürofenster gegenüber eine Einfahrt frisch gepflastert. Keine zehn Meter von mir entfernt steht eine Säge, die Steine schneiden kann. Und wie sie das kann. Laut und deutlich!
Da bereitet einer den Weg. Nicht dem Herrn, sondern dem eigenen Wagen wird die Strecke zur Garage geebnet. Aber was für ein Getöse ist das? Boden wird verdichtet, Sand ausgebreitet, Steine werden in den Sand gelegt, dünne Leinen geben Orientierung beim Verlegen von Steinen, Neigungswinkel und Ablaufrinnen werden geplant und immer wieder nachgemessen und dabei geht es wirklich nur in die Garage, nicht in die Erlösung vom Tod. Mal gesetzt den Fall, es ginge tatsächlich nicht nur in die Garage: welchen Aufwand würde der Pflasterer dann an den Tag legen?
Wann also messen wir unseren Lebensweg aus? Wann erkennen wir eigentlich, dass unser Weg der Holzweg ist und wann kehren wir um? Wie müssen die Messergebnisse ausfallen, damit sie uns auffallen? Wann läuft unser Weg aus dem Lot?
In den vergangenen Wochen haben sich Jugendliche und Katecheten in Wattenscheid mit diesen Fragen beschäftigt, denn zu diesem Evangelium wurden die Firmfeiern in diesem Jahr geplant. „Leben plus“ war das Motto, unter dem sich die Firmandinnen und Firmanden auf das Fest vorbereitet haben, in denen ihnen der Satz „sei besiegelt mit der Gabe Gottes, dem Heiligen Geist“ zugesagt wird. Was das „Plus“ im eigenen Leben ist, war auch vorher schon für die Katechetinnen und Katecheten die Frage. Und je mehr man darüber nachdachte, um so mehr wurde diese Plus zum Maßstab des Lebens und zur Richtschnur des eigenen Weges.
Die Vorbereitung der Jugendlichen auf das Fest der Firmung ist daher für mich selbst immer eine gute Gelegenheit, über den eigenen Weg nachzudenken. Eine Erkenntnis aus dem Baustellenlärm in unserer Straße ist, dass es offenkundig nicht nur schwer ist, einen Weg zu bereiten, sondern dass jede Mühe belohnt wird. Wenn keine Schlaglöcher auf dem Weg sind und die Pflastersteine Leitlinien zum Ziel sind, kann man unbesorgter fahren. Und mit Johannes kann ich feststellen: Es gibt einen, der ist stärker als ich. Unendlich viel stärker. Ich kann ihn nicht ersetzen und ich kann ihm nicht das Wasser reichen. Aber er kommt dennoch in mein Leben und begleitet mich. Da tut es gut, sich der eigenen Taufe zu erinnern, dem Moment, als mir diese Begleitung erstmals zugesagt wurde. Da wird es leichter, Weggabelungen zu erkennen, an denen ich falsch abgebogen bin. Und da wird es zum lohnenswerten Ziel, seinen zukünftigen Weg neu zu bedenken.
Allen, die sich auf dem Weg wissen: Kommen Sie gut ans Ziel. Und bleiben Sie gesegnet.
Tim Wollenhaupt