Zum Evangelium nach Johannes 14, 15-21 am 21.05.2017
6. Sonntag der Osterzeit
Trostworte an die Jünger
15 Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.
16 Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll.
17 Es ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.
18 Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, sondern ich komme wieder zu euch.
19 Nur noch kurze Zeit, und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich, weil ich lebe und weil auch ihr leben werdet.
20 An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch.
21 Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.
Liebe Leserin, lieber Leser,
oft geht es mir selbst so, ein anderes Mal beobachte ich es bei anderen Leuten:
Wir sprechen mit uns selbst.
Diese Gespräche laufen mehr oder minder intensiv ab und starten ohne unser Zutun, ganz von alleine.
Die „innere Stimme“ diskutiert gern mit uns, sie kann uns warnen, loben, Mut zu sprechen oder mit uns zanken.
Manche Menschen sprechen auch von einem „Bauchgefühl“, das ihnen – ähnlich wie die innere Stimme – einen Hinweis, einen Impuls gegeben hat, die richtige Entscheidung zu treffen.
Je älter wir werden, umso mehr akzeptieren wir dieses Verhalten. Es gibt aber auch Menschen, auf die das Selbstgespräch komisch oder befremdlich wirkt. Das Bauchgefühl scheint aber sehr vielen Menschen bekannt zu sein und wird auch als Entscheidungshilfe gern akzeptiert.
Ärzte und Psychologen vermuten darin eine mehr oder minder gesunde „Selbstreflektion“, einen inneren Dialog, der uns hilft, mit bestimmten Situationen zu Recht zu kommen. Dieser Plausch mit sich selber, soll also hilfreich und gesund sein.
Ich erfahre durch diesen persönlichen Plausch häufig viel neue Impulse und Anregungen. Es hilft mir, mit kniffeligen Situationen besser umzugehen.
Auch wenn ich mal nicht weiterweiß, zeigt mir das Bauchgefühl oft den richtigen Weg.
Und so erleben es viele Menschen – und haben es im Laufe ihres Lebens zu schätzen gelernt – dass diese innere Stimme / das Bauchgefühl in ihnen steckt und nur darauf wartet, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Wie schön und heilsam ist das gerade bei kranken, verzweifelten und einsamen Menschen. – Ich bin nicht alleine, da ist etwas, mit dem ich reden kann.
Ich habe bei dieser Gelegenheit überlegt, ob diese Stimme mehr für uns ist!
Sind unsere Selbstgespräche nicht vielmehr eine Zwiesprache mit dem heiligen Geist?
So finden sich auch im Internet verschiedene Beiträge und Diskussionen zu diesem umfangreichen Thema. Natürlich – wie sollte es anders sein – gibt es dazu viel Pro und Contra zu lesen.
Johannes berichtet uns in dem o.g. Text vom Heiligen Geist, der uns Menschen als Helfer und Beistand zur Seite gestellt wird.
Wer oder was ist denn der Heilige Geist?
„Wir können den Heiligen Geist nicht sehen, aber vor allem seine Wirkung spüren.
Wo immer etwas Fahrt aufnimmt, Kraft entwickelt oder aufbricht, da ist der Heilige Geist im Spiel.
Er ist eine Person der Göttlichen Dreifaltigkeit und verändert uns innerlich.
Er gibt uns die Kraft, das zu werden, was wir als Kinder Gottes werden wollen. Bei der Firmung empfängt man die Kraft des Heiligen Geistes auf ganz besondere Weise.“
(Zitat aus: www.katholisch.de / Was ist der Heilige Geist?)
Schon im Alten Testament wird von dem Propheten Joel angekündigt, das Gott seinen Geist auf alle seine Kinder ausgießen wird. (Joel 3, 1-2)
Wir beten im apostolischen Glaubensbekenntnis, das wir an Gott den Vater, an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn und an den Heiligen Geist glauben.
Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue. (Galater 5, 22)
Er aber (Stephanus) erfüllt vom Heiligen Geist, blickte zum Himmel empor, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen. (Apostelg. 7, 56)
Dem Evangelisten Johannes ist es in diesem Textabschnitt wichtig, uns mit diesem Tröster, Anwalt und Beistand – dem Heiligen Geist – bekannt zu machen.
Denn Jesus Christus weiß es und die Jünger können es schon ahnen:
Es kommen schwere Zeiten auf sie zu!
Eine Zeit, in der Jesus – ihr Herr und Meister- nicht mehr bei ihnen sein wird und sie allein auf sich gestellt, die frohe Botschaft in allen Ländern verkünden werden.
Der Heilige Geist wird den Jünger dabei helfen, ihren Glauben zu leben, Gott zu gehorchen und seine Gebote zu halten.
Er wird ihnen die Kraft schenken, ihre schwierigen und vielfältigen Aufgaben in Zukunft zu bewältigen.
Jesus weiß, dass seine Jünger „nur einfache Menschen sind“, dass sie noch viel lernen müssen, viel Kraft und Mut brauchen, um die gute Nachricht zu verbreiten, auf ihren – oft gefährlichen – Reisen zu fremden Menschen und Kulturen.
Der Heilige Geist wird immer bei ihnen sein. Er wird sie leiten, beraten, trösten, motivieren und auch ermahnen, wenn es nötig ist.
Diese enorme „Lebenshilfe“ kommt aber nicht von ungefähr, sie kann nicht erkauft oder herbeigezaubert werden.
Johannes berichtet uns, dass der Heilige Geist nur Menschen zur Verfügung gestellt wird, die Jesus Christus lieben, ihm nachfolgen und seine Gebote halten.
Diese enorme Kraftquelle steht also leider nicht allen zur Verfügung.
Menschen ohne Glauben erhalten sie nicht, auch wenn sie vielleicht Sehnsucht danach haben und spüren, dass ihnen etwas fehlt.
Nach meiner Meinung liegt weltweit so vieles im Argen, weil zahlreiche Menschen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft den Heiligen Geist nicht empfangen haben.
Der bekannte Politiker Gregor Gysi sagte kürzlich in einer TV Sendung den Satz: „Ich glaube zwar nicht an den da oben, aber ich fürchte eine gottlose Gesellschaft“.
„Oha!“, denke ich mir: Ein Politiker, der nicht an Gott glaubt, kommt aber doch zu der Erkenntnis, dass eine gottlose Gesellschaft keinen Bestand haben kann, ja zu fürchten ist.
Ohne Glauben aber ist es unmöglich, (Gott) zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, muss glauben, dass er ist und dass er denen, die ihn suchen, ihren Lohn geben wird. (Hebräer 11, 6)
Also – ohne den Glauben gibt es keine Zukunft, entsteht eine Gesellschaft, vor der man sich fürchten muss.
Johannes hat damals begonnen – zusammen mit seinen Brüdern und Schwestern – die frohe Botschaft weiterzutragen und wir haben bis heute den gleichen Auftrag dazu, begleitet durch den Heiligen Geist.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag und eine gute Woche!
Und – nutzbringende Selbstgespräche!
Ralf Crüsemann
Mein Tipp: „Tagessegen“
Jeden Tag neu spendet Pfarrer Heinz Förg aus dem Bistum Mainz den Segen für den Tag und verbindet dies mit einem kurzen Impuls zu einem ausgewählten Vers aus der Bibel. Das geistliche Ritual für den Start in den Tag!
Im Internet unter:
www.katholisch.de/video/serien/tagessegen