- Adventssonntag, 18.12.2016
Zum Evangelium nach Matthäus 1, 18-24
Gott ist mit uns.
Traumhaft, dieser Text, finden Sie nicht?
Ein Problem bahnt sich an. Ein großes Problem. Maria ist schwanger und Josef weiß, dass sie nicht sein Kind gebären wird. Josef weiß keinen Rat. Und genau so fühlen wir uns alle irgendwann einmal. Wir haben ein Problem und wissen nicht weiter. Wir wissen auch, dass das Problem nicht durch Abwarten kleiner wird und wir handeln müssen. Aber wir wissen nicht wie.
Ich weiß nicht, wie Sie sich einen Engel vorstellen. Ich weiß ja noch nicht einmal, wie ich mir selbst einen Engel vorstellen soll. Jedenfalls nicht so wie diese Gipsputte an der Wohnzimmerwand meiner Großeltern. Ganz gleich, wie wir uns einen Engel vorstellen, die Bibel setzt voraus, dass es welche gibt. Und dass sie, egal, wann ich von ihnen lese, immer vertrauenswürdig sind. Souverän. Ein Priester hat mir einmal erklärt, dass Engel nicht die frohe Nachricht verkünden. Denn Nachrichten kommen jeden Tag im Radio, im Internet und im Fernsehen, der größte Teil betrifft mich nicht. Ein Engel überbringt eine Botschaft. Direkt an mich gerichtet. Sie nehmen ja auch dem Postboten ab, dass der Brief, der Ihnen überreicht wird, tatsächlich an Sie gerichtet ist.
Nehmen wir für einen Moment an, der Engel ist ein Postbote und er bringt mir einen eingeschriebenen Brief von Gott. Den Absender kenne ich nicht, Josef hat augenscheinlich in seinem Zimmermannsleben auch nicht stündlich an Gott gedacht. Aber er nimmt die an ihn gerichtete Botschaft ernst. Mit ihm kann auch ich die Botschaft ernst nehmen. Im Kern lautet diese Botschaft: Gott ist mit uns. Gott wird die Menschen begleiten. Und auch, wenn wir jetzt im Advent sind, können wir auch an Ostern denken. Die Zusage in dieser an uns gerichteten Botschaft lautet: Gott begleitet Dich. An jedem Tag, an dem Du lebst und über den Tod hinaus.
Probleme auf Erden löst das nicht. Oder nicht unmittelbar. Aber ich weiß, dass mir diese Botschaft niemand nehmen kann. Und dass ich mich zwar hilflos fühlen kann und werde, aber nicht hilflos bin. Mit dieser Sicherheit im Hinterkopf wird Josef gesetzlicher Vater. Mit dieser Sicherheit sollten wir zulassen, dass Gott immer wieder zur Welt kommen kann, also Liebe in unser Leben einzieht. Mit dieser Sicherheit können wir darauf vertrauen, dass diese Liebe über den Tod hinaus trägt und lebendig bleibt.
Ein traumhafter Text. Eine gewaltige Botschaft.
Ihnen wünsche ich, dass Ihnen ein Engel begegnet und Ihnen sagt: „Gott ist mit Dir.“
Tim Wollenhaupt
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.