- Adventssonntag, 4.12.2016
- Lesung Jes 11, 1-10 – 2. Lesung Röm 15, 4-9 – Evangelium Mt 3, 1-12
Bitte umkehren!
Das hatten wir doch schon mal?!
In so manchem Auto werden Fahrerinnen und Fahrer
von ihrem Navigationsgerät oder ihrem Smartphone
im Stau stehend im Stile des Täufers zurechtgewiesen.
Bitte umkehren!
Bitte wenden Sie jetzt!
Stau haben wir auch ohne Autos!
Wir haben Stau im Miteinander
und in uns selbst,
der sprichwörtliche Klos im Hals,
wenn wir etwas auf dem Herzen haben.
Wie Matthäus es schildert, scheint Johannes der Täufer
eher ein Mann des direkten Wortes zu sein,
was dem Interesse an seinem Tun offenbar keinen Schaden zufügt.
Was hat sein Wort mit uns,
mit mir selbst zu tun?
Eine erste fiktive Szene:
Wir haben es uns in der Gemeinde zur Regel gemacht, im ‚Vater Unser‘ unser Gemein Sein dadurch zu unterstreichen, dass wir uns an die Hände nehmen. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes ergreifend! So werden wir eins, in unserer Unterschiedlichkeit…wie auch wir vergeben unseren Schuldigern! Wir halten uns an den Händen und sind bereit uns in diesem Augenblick gegenseitig zu vergeben. Wir wünschen uns den Frieden Gottes! Aus tiefstem warmen Herzen!
>Schnitt<
Die Feier ist vorbei. Die Gemeinde steht vor der Kirche auf dem Kirchplatz oder trifft sich beim Treffpunkt. „Haste den gesehen!“ „Was soll das eigentlich!“ „Das ist doch nicht normal!“ – Geht so Gemein Sein?
Eine zweite fiktive Szene:
Wir bereiten uns auf die Firmung vor: Versöhnung. Die Jugendlichen werden mit der Gnade unseres Gottes konfrontiert. Diesem Gott darf ich mich öffnen. Mein Herz ist wegen des Staus im Miteinander oder in mir selbst zu Eis gefroren. Ich kann dieses Eis in meinem Herzen sinnbildlich wie einen Eiswürfel in meine Hände nehmen und in mich gehen. Was ist eigentlich in letzter Zeit schief gegangen. Wo war ich der Grund dafür, dass von mir Kälte ausging? Was habe ich getan oder auch nicht getan? Was kann ich anders tun? Wohin kann ich mich wenden?
Gemeinsam dürfen wir unserem Gott dieses Eis aus unseren Herzen reichen, uns vom Ballast und „vom Klos im Hals“ entlasten, damit es in unserem Herzen und um uns herum wieder warm wird. Damit unser Hals frei wird, sein Wort zu verkünden, um ihm den Weg zu bereiten.
>Schnitt<
Die Feier ist vorbei. Die Gemeinde steht vor der Kirche auf dem Kirchplatz oder trifft sich beim Treffpunkt. „Haste die gesehen!“ „Was soll das eigentlich!“ „Das ist doch nicht normal!“ – Geht so Gemein Sein?
In diesen beiden fiktiven Szenen treffen sich Anspruch und Wirklichkeit.
Ist es das, was Johannes so überdeutlich
den Pharisäern und Sadduzäern hinter die Ohren schreibt?
Oder meint er vielleicht doch uns?
Bereiten wir dem Herrn den Weg,
indem wir umkehren und uns gemeinsam an die Hände nehmen
und zum Ursprung eines Friedens zu werden,
den wir uns doch alle wünschen.
Ich möchte das Feuer des Heiligen Geistes in meinem Herzen spüren,
damit ich diese Wärme weiterreichen kann.
Damit ich die Geduld und den Trost unseres Gottes erfahren und weitergeben kann.
An diejenigen, deren Herzen zu Eis erstarrt sind,
aufgrund ihres langen steinigen Weges durch die Wüste.
An diejenigen, deren Herzen zu Eis erstarrt sind,
aufgrund ihrer Sorge vor den Veränderungen unserer Zeit.
An diejenigen, deren Herzen zu Eis erstarrt sind,
warum auch immer?!
Bitte umkehren!
An jenem Tag wächst aus dem Baumstumpf Isais ein Reis hervor,
ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht…
…denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis des Herrn,
so wie das Meer mit Wasser gefüllt ist.
Thomas Schlott
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.