Zum Evangelium Lk 9, 18-24 am Sonntag, dem 19.6.2016
Ihr aber, für wen haltet ihr mich?
Im heutigen Evangelientext wird es persönlich! Wir alle – jede und jeder für sich, aber auch wir zusammen als christliche Gemeinde in unserem örtlichen Umfeld – sind ganz konkret und direkt angesprochen. Es ist eine unmittelbare Herausforderung, Stellung zu beziehen.
So direkt und persönlich angesprochen, merke ich, dass mir dann plötzlich der Atem stockt. Ich möchte aus vollem Herzen antworten wie Petrus.: Du bist der Messias Gottes!
Bin ich mit dieser Antwort ehrlich vor mir selbst und vor allem vor Gott? Wenn ich diese Antwort gebe, heißt das doch, dass ich all mein Vertrauen in Jesus Christus lege mit der Konsequenz, dass ich aus der Fülle seiner Kraft lebe. Manchmal spüre ich diese Kraft und Fülle in mir und ich kann nur staunen und mich unendlich daran freuen. Dann aber auch wieder habe ich das Gefühl, ich vollziehe nur ein Ritual mit, wenn ich den Gottesdienst mit feiere, bin aber gar nicht im Herzen dabei. Und es gibt Phasen, da ist das Ich glaube an Jesus Christus erfüllt mit ganz viel Leben bzw. das Leben erfüllt von diesem Bekenntnis. Und dann wieder habe ich plötzlich das Gefühl, nur leere Worte auszusprechen. Dann fühle ich mich wie Petrus beim Gang über das Wasser des Sees Genezareth auf das Boot zu, in dem Jesus auf ihn wartet. Ich gehe voll Zuversicht los (na klar doch, wenn er das sagt, dann geht das!!) und dann holt mich meine Angst, mein Zweifel, meine – vermeintliche – Lebenserfahrung und Vernunft ein und schon saufe ich ab! Wie tröste ich zum Beispiel Menschen, deren Hoffnung auf Heilung ihres Kindes immer wieder einen Nackenschlag erhält, dass sie aus Angst vor neuer Enttäuschung kaum noch die Kraft haben, weiter zu hoffen? Was sage ich Menschen, die sich abstrampeln, um wieder auf die Beine zu kommen, aber immer wieder werden ihnen neue Hindernisse in den Weg gelegt? Ja, was – ohne dass diese meine Worte als hilflose Durchhalteparolen empfinden?
In besagter Szene am See tröstet und fasziniert mich immer neu, dass Jesus nicht sagt: Tja, lieber Petrus, das war wohl nichts. Hättest du mal geglaubt, dann hätte das mit dem Gang über das Wasser geklappt. Jetzt gehst du halt unter … Nein, er greift ein und rettet ihn. Das heißt: Wo wir es nicht aus eigener Kraft und Überzeugung schaffen, lässt er uns nicht „absaufen“. Das macht mir Mut, in die neue Woche zu gehen, mich von ihm in-spirieren zu lassen mit dem Gebet des Augustinus auf meinen Lippen:
Herr ich glaube, hilf meinem Unglauben!
Mut und Kraft – geschenkt aus Gottes Geist – wünscht uns allen für diese Woche mit all den Aufgaben und Erlebnissen, die vor uns liegen
Maria Schmale
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.