Zum Evangelium Mk 12,38-44 am Sonntag, dem 8.11.2015
Nehmt euch in acht vor den Schriftgelehrten! Sie gehen gern in langen Gewändern umher, lieben es, wenn man sie auf den Straßen und Plätzen grüßt, und sie wollen in der Synagoge die vordersten Sitze und bei jedem Festmahl die Ehrenplätze haben.
Schein oder Sein? Diese Frage beschäftigt nicht nur Jesus und seine Zeitgenossen, sie begleitet die Menschen seit Jahrtausenden und stellt uns immer wieder neu vor Herausforderungen.
Heutzutage werden uns in den Medien immer wieder und täglich Menschen vorgestellt, die im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stehen. B-Promis und wirkliche Prominente erzählen offen aus ihrem Leben, wir können Zeugen werden von Hochzeiten und anderen persönlichen Ereignissen von Stars und Sternchen. Durch diese öffentliche Zur- Schau Stellung drängen sich diese Menschen in den Vordergrund – oder werden dahin gedrängt – ohne dass immer deutlich ist, worin der Verdienst liegt, den sie sich erworben haben.
Zu der Zeit von Jesu waren die Schriftgelehrten in seinen Augen solche Menschen. Sie drängen sich auf, heischen nach Aufmerksamkeit, indem sie sich auffällig kleiden, und wollen auch entsprechend ihrem äußeren Rang behandelt werden. Ihr Verdienst für die Allgemeinheit hingegen darf angezweifelt werden.
Im Gegensatz dazu die arme Witwe, deren Opfer ohne Jesu Hinweis sicher kaum beachtet worden wäre. Sie strebt auch gar nicht danach, sich in den Vordergrund zu drängen. Es ist für sie genug, das getan zu haben, was ihr möglich ist und wozu sie sich von Gott aufgefordert fühlt.
Ein heutiges Pendant zur Witwe sind Menschen, die ohne großes Aufhebens für andere da sind, die sich kümmern, die einfach helfen, wo Hilfe benötigt wird. Vielleicht gerade und besonders in diesen Tagen.
Die Berichte über steigende Zahlen an Asylsuchenden haben bei vielen Bürgerinnen und Bürgern eine große Hilfsbereitschaft ausgelöst. Immer mehr Menschen engagieren sich ehrenamtlich und setzen damit eindrucksvolle Zeichen für eine gelebte Willkommenskultur auch bei uns in Bochum und Wattenscheid.
Helfer, die nie im Rampenlicht stehen werden; aber in unserer aller Nachbarschaft.
Wie damals gibt es also auch heute solche und solche Menschen….
Jesus will uns anregen, von denen zu lernen, die nur wenig haben, aber freigiebig, zufrieden, gläubig und großmütig sind. Kleine Münzen haben oft große Wirkung …auch bei Gott.
Josef Winkler
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.