- Sonntag im Jahreskreis, 27.09.2015 – Zum Evangelium nach Markus 9, 38 – 43, 45, 47 – 48
Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.
Wie bekannt kommen mir diese Worte vor. Doch aus einer ganz anderen Perspektive: George W. Bush hat sie zum Aufruf im Kampf gegen den Terror benutzt und dabei umgedreht. Er formulierte sein Feindbild: „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns.“ Simpel und einfach. Wer nicht mit in den Feldzug gegen den Terror geht, unterstützt den Terror und wird vernichtet.
Es sind dieselben Worte und doch das komplette Gegenteil des Jesuswortes. So einfach kann man aus einer Liebeserklärung eine Kriegserklärung machen. Denn Jesus fordert dazu auf, jedes gute Werk anzuerkennen. Er lobt eine Belohnung Gottes aus, ob der Handelnde nun Christ ist oder nicht. Wie viel Größe liegt in diesem Gebrauch der Worte in dieser Weise. Wer sich für das einsetzt, was wir als Liebe bezeichnen, vollbringt einen Gottesdienst. Ob bewusst oder beiläufig, ob mit Bekenntnis oder ohne – egal. Im Ergebnis zählt, ob es aus Liebe bewirkt wurde.
Wo viel Licht ist, ist auch Schatten. Und eindrucksvoll fällt die Schilderung dessen aus, was dem Handeln blüht, welches nicht von Liebe gezeichnet ist. Jesus bezeichnet es als das „Böse“, wir könnten heute andere Vokabeln dafür finden. Und auch die plastische Schilderung der Hölle ist wohl eher als Bild zu verstehen und nicht als tatsächliche Beschreibung. Aber doch wohl als Hinweis, dass man mit einer Entscheidung gegen das Gebot der Nächstenliebe ganz persönlich lange zu knabbern hat. Schlechtes Gewissen kann man das nennen und der Grad der Vorwürfe, die man sich selbst machen kann, kennt keine Grenzen. Ebenso wie sich Freude vielfältigst und sehr nachhaltig ausdrücken kann.
Man kann mit denselben wenigen Worten Gutes tun und das größte Übel beginnen. Ihnen und mir wünsche ich, als Handelnder wie auch als Behandelter der ersten Variante zu begegnen, damit es ein gesegneter Tag werden kann.
Tim Wollenhaupt
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.