Zum Evangelium, nach Johannes 20,1-19, am Ostersonntag – 5.4.2015
Es trieb Maria aus Magdala zum Grab!
Aus der Ferne hatte sie zusehen müssen, wie Jesus qualvoll am Kreuz starb. Auch sie hatte nicht gewagt sich zu nähern. Sogar den Frauen wäre es nur unter Einsatz des eigenen Lebens möglich gewesen dem Sterbenden unmittelbar beizustehen. Wie schwer muss es gewesen sein aus der Distanz zusehen zu müssen ohne unterstützen zu können, ohne eingreifen zu können.
Eine Situation voller Verzweiflung.
Ihr Herr, ihr Lehrer, ihr Meister, dem sie gefolgt ist, für den sie ihr bisheriges Leben aufgegeben hat, stirbt vor ihren Augen qualvoll am Kreuz!
Umso mehr treibt es sie am frühen Morgen, noch in der Dunkelheit, zum Grab. Man kann sich vorstellen, dass Maria Magdalena sich persönlich verabschieden wollte, dass sie am Grab trauern wollte, weinen über ihren Verlust.
Umso schlimmer die Situation, die sie vorfindet:
Das Grab ist leer!
Sie denkt an Schändung, an Diebstahl und benachrichtigt die Jünger. Petrus, der Mann der Tat, geht in die Grabhöhle und findet Leinenbinden und das Tuch, das sie Jesus um den Kopf gebunden hatten und sie erkennen (die Jünger), dass sich die Heilige Schrift erfüllt hat: Jesus ist auferstanden.
Die Jünger lassen Maria zurück; gehen nach Hause.
Maria weint, schaut in das Grab und sieht zwei Engel an der Stelle, an der Jesus gelegen hat. Sie fragen nach dem Grund ihrer Traurigkeit und sie sagt, dass man Jesus wohl fortgetragen habe und sie nicht wisse, wohin er nun gebracht worden sei. Als sie sich umdreht, steht Jesus hinter ihr und gibt sich zu erkennen.
Ich stelle mir die Situation vor.
Da ist eine junge Frau, die es ertragen musste, einen geliebten Freund auf brutale, grausame Art und Weise zu verlieren. Als sie das Bedürfnis hat still zu trauern, muss sie glauben, dass die Menschen ihn sogar noch im Tode geschändet haben.
Eine emotionale Achterbahnfahrt!
Dann sieht sie weißgekleidete Engel und den Meister selbst, in fremder Gestalt.
Was wäre wohl naheliegend? Das man sich diesem Menschen voller Freude, Erleichterung, Unglauben nähert, ihn berühren will, um zu spüren, was man sieht, aber nicht versteht:
Der Totgeglaubte ist wieder lebendig! Er ist zurückgekehrt!
Sie aber wird mit Worten zurückgehalten:
„Berühre mich nicht! Ich bin noch nicht zu meinem Vater zurückgekehrt. Aber geh zu meinen Brüdern und sage ihnen von mir: Ich gehe zurück zu dem, der mein und euer Vater ist, mein Gott und euer Gott.“
Fühlte Maria Magdalena sich zurückgewiesen oder erkannte sie, welche herausgehobene Rolle ihr zugedacht war? Sie, eine Frau, sollte den Jüngern die Auferstehung verkünden. Nicht Petrus und dem „Lieblingsjünger“ ist Jesus erschienen, sondern ihr, Maria Magdalena!
Hat es sie verletzt, dass man ihr dann nicht glaubte? Hat sie die Jünger wegen ihrer Ignoranz gescholten?
Ich weiß es nicht.
Ich bewundere diese Frau und ihre Kraft, eine solch schwere, traumatische Lebenssituation zu überstehen, zu erleiden und auszuhalten.
Barbara S.
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.