Zum Evangelium Joh 9, 1-41 am 4. Sonntag der Bereitungszeit – 15.3.2015
Mit dem Evangelium der Heilung des Blindgeborenen hören
wir am heutigen Sonntag in unserer Gemeinde auf eine ausführliche und
vielschichtige Heilungsgeschichte.
Gleich zu Beginn werden wir (bzw. wird Jesus von seinen Jüngern) mit
einer Frage konfrontiert, die ihre Aktualität nicht verloren hat:
Es geht um den Zusammenhang von Krankheit und Sünde. In meinen beruflichen
Kontakten mit Kranken erlebe ich, dass besonders Schwerkranke sich die
Schuldfrage immer wieder stellen, sich manchmal sogar von ihr bedrängt
fühlen; dass Patienten mit einer christlichen Grundeinstellung sich
nicht selten mit der Frage quälen, ob Gott ihnen diese Krankheit – als
eine Art Strafe – auferlegt hat. Da tut es gut, dass Jesus diese Frage
zurück weist und den Blick der Jünger – und damit auch unseren Blick –
richtet auf das Offenbarwerden der Herrlichkeit Gottes in IHM, dem Licht
der Welt.
Der Blindgeborene erlebt durch seine Begegnung mit Jesus und durch seine
Heilung (sicherlich sehr eindrucksvoll!) den Übergang von der
Finsternis, in der er sich seit seiner Geburt bewegt, hin zum Licht.
Auch das korrespondiert mit meinen persönlichen Erfahrungen: Im Licht
Gottes verwandeln sich Dinge, Menschen, mein Blick auf Situationen: Ich
darf einen Sinn erkennen, Fülle ahnen und geglücktes Leben erfahren;
ganz konkret in meinem Alltag.
Bemerkenswert finde ich auch, dass der Blinde dadurch sehend wird, dass
er den Brei aus Lehm und Speichel, den Jesus ihm auf die Augen
gestrichen hat, im Teich Schiloach abwaschen soll. Das erinnert an unser
Sakrament der Taufe: Auch hier geschieht Heil(ig)ung und „Erleuchtung“
durch eine Art Waschung. Dem Blindgeborenen wird nicht nur das
Augenlicht, sondern auch das Licht des Glaubens geschenkt: Er erkennt in
Jesus einen Propheten, den Menschensohn und Messias. So wird er zum
Jünger… – und damit wie alle Christus-Nachfolger zu einem Zeichen, dem
widersprochen wird. Das ist eine Provokation, der ich mich immer wieder
stellen muss: Die Fülle des Lebens ist nur um den Preis des Kreuzes zu
haben.
Brigitte Meier
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.