Impuls zum 8.6.2014 – Pfingstsonntag
Ich habe es immer unglaublich gefunden, wie aus einer kleinen Gruppe ganz
unterschiedlicher Menschen, die nur der Glaube an Jesus als den Messias
verband, in so kurzer Zeit eine weltumspannende Kirche werden konnte, die
über 2000 Jahre hinweg diesen Glauben bewahrt hat und heute noch lebt.
Die Pfingsterzählung ist für mich die Antwort darauf.
Angst, Friede, Geist, Sendung – in wenigen Worten fasst Johannes einen radikalen
Wandel unter den Jüngerinnen und Jüngern Jesu zusammen, die sich angsterfüllt
verstecken, da sie die Auferstehung Jesu noch gar nicht begriffen haben.
Jesus kommt in ihre Mitte – der geradezu lapidare Erzählstil lässt das
anfängliche Erschrecken der Jüngerinnen und Jünger nur erahnen – und wünscht
ihnen Frieden. Mit diesem schlichten Gruß verwandelt er ihre Verzweiflung und
Angst in Freude. Jesus verbindet dies mit der Gabe des Heiligen Geistes und der
Sendung in seine Nachfolge mit der Macht und Verantwortung, Sünden zu vergeben.
Diese Erzählung vom „Geburtstag der Kirche“, vom Beginn der ersten Gemeinde in
Jerusalem, kann uns auch heute eine Quelle für neuen Mut sein:
In die Angst vor der Zukunft unserer Kirche und unserer Gemeinde vor Ort spricht
uns Jesus seinen Frieden zu und schenkt uns immer neu den Heiligen Geist.
Diese Be-Geist-erung gibt uns die Kraft, unsere Berufung als Christinnen und Christen
in der Welt heute an- und wahrzunehmen – nicht als eigene Leistung, sondern als
sein Geschenk.
Lothar Zenetti formuliert dies berührend in seinem Gedicht „Pfingstlied heute“:
Die Wunder von damals müssen’s nicht sein,
auch nicht die Formen von gestern!
Nur: lass uns zusammen Gemeinde sein,
eins so wie Brüder und Schwestern,
ja, gib uns den Geist, deinen guten Geist,
mach uns zu Brüdern und Schwestern!
Diese frohe Botschaft, die Johannes in so wenigen Worten zusammenfasst, hat eine
solche Kraft, dass sie die Kirche durch alle Veränderungen der Welt und der
Kirche getragen und lebendig gehalten hat – und wir dürfen die Zuversicht haben,
dass das auch für die Zukunft unserer Kirche – in welcher Sozialgestalt auch
immer – gelten wird.
Und so wie Jesus seinen Jüngern die Angst vor der Zukunft nimmt, so können wir
auch persönlich Kraft schöpfen aus der Zusage Jesu, dass er im Heiligen Geist
bei uns bleibt.
Noch einmal möchte ich Zenetti zitieren:
Der Rausch der Verzückung muss es nicht sein,
Jubel und Gestikulieren!
Nur: gib uns ein wenig Begeisterung,
dass wir den Mut nicht verlieren,
ja, gib uns den Geist, deinen heiligen Geist,
dass wir den Mut nicht verlieren!
In diesem Sinne wünsche ich uns allen frohe Pfingsten!
Martin Hessbrüggen