Zum Evangelium Joh 17, 11-11a am 7. Sonntag der Osterzeit, 1.6.2014
Juden und Christen beten den EINEN GOTT an, der es uns nicht leicht macht,
IHN zu verstehen. GOTT ist eine undefinierbare, unsichtbare, den
menschlichen Geist übersteigende Wirklichkeit, die keinen eindeutigen Namen
trägt. Dieser Gott benötigt zwar keinen Namen, denn Namen dienen der
Unterscheidung! Ein Gott, der einzig ist, braucht sich nicht unterschieden.
Die Bibel nennt uns zwar zahlreiche Namen und Anreden der Menschen für
diesen Gott. Sie rufen IHN zum Beispiel Elohim (אלהים), HERR! Er selbst
nennt sich aus dem brennenden Dornbusch heraus YHWH (יהוה) und nutzt damit
einen Namen, der im Alten Testament recht gebräuchlich ist. Die Deutung
dieses Namens ist keineswegs eindeutig; sie lautet in etwa „ich werde sein,
der ich sein werde“ oder „ich bin, der ich bin da“! Im Allgemeinen wird YHWH
im Sinne von Gott gebraucht. Gott ist eben eindeutig Gott! Das macht es aber
nicht einfacher!
Thomas, der Apostel, der an der Auferstehung des HERRN seine Zweifel hatte,
spricht, nachdem er SEINE Hände und Seite gespürt hat, Jesus mit den Worten
an: „Mein HERR und mein GOTT!“ Er spricht JESUS mit den gleichen Titeln an,
die im Alten Testament IHM vorbehalten waren.
Zwischen den Menschen und ihrem GOTT besteht ein inniger Bund. Denn ER ist
ein Gott, der für uns da ist! YHWH! Damit wir IHN verstehen, offenbart ER
sich uns in einem Menschen, der das Leben eines Menschen führt. ER ist
geboren, ER ist aufgewachsen und erzogen worden, ER lernt, ER nimmt
Beziehung zu anderen Menschen auf, ER liebt andere Menschen, ER leidet an
anderen Menschen und ER stirbt durch die Hand von Menschen. Er wird ganz
Mensch!
In diesem Abschiedsgebet Jesu, von dem ein Teil im heutigen Evangelium
zitiert wird, richtet sich JESUS, der Mensch gewordene, an SEINEN VATER. Er
zeigt, dass der Bund zwischen DEM MENSCHEN und SEINEM GOTT die Beziehung
eines Kindes zu seinen Eltern ist! Idealtypisch verstanden! Diesen GOTT
dürfen wir als seine Kinder anrufen: VATER! MUTTER! Das ist SEIN Verständnis
des Bundes zwischen UNS und IHM! Und er zeigt es und an vielen Stellen des
Neuen Testamentes auf!
Jesus betet, er habe GOTTES NAMEN den Menschen offenbart! Wie meint er das?
Unser Name ist unser aller eindeutiges Merkmal, das uns ausmacht, unser
Innerstes nach außen gekehrt!
GOTTES Name verheißt die Treue und Liebe eines Vaters und einer Mutter: Ich
bin da – für Euch – für immer. Auf SEINEN NAMEN werden wir getauft, werden
ein Teil von IHM!
Es ist schön einen solchen Gott zu haben, besonders dann, wenn es eng wird
für uns im Leben! Dann dürfen wir auf IHN vertrauen:
„Mein HERR und mein GOTT!“
„ICH BIN DA!“
Thomas Schlott
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männer aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.