Zum Evangelium nach Lukas 17, 5 – 10 am Sonntag, dem 6.10.2013
Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.
„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ So steht es in unserem Grundgesetz, welches, wenn man die Präambel liest, aus der „Verantwortung vor Gott und den Menschen“ verfasst wurde. Und diese würdevollen Menschen sollen von sich behaupten, nur Sklaven zu sein? Wo es aus dem Gedanken des würdevollen Daseins unter anderem auch Arbeitsschutzgesetze gibt und noch vor wenigen Tagen bei der Bundestagswahl um menschenwürdige Arbeit, Mindestlöhne und mehr gekämpft wurde?
Das Jesuswort ist eher ein Hinweis darauf, auf dem Teppich zu bleiben. Natürlich erfahren wir in der Gemeinschaft mit anderen eine Bestärkung im Glauben. Die Firmung etwa ist das Erleben einer solchen Bestärkung. Nachdem eine Firmandin oder ein Firmand seinen Glauben bekräftigt hat, wird sie oder er mit dem Chrisamöl besiegelt. So, wie das Öl in die Haut eindringt, soll der Geist ins Denken und Handeln eindringen. Was für eine persönliche Bestärkung, körperlich erlebbar und von Angesicht zu Angesicht. Aber nach der Firmung bleibt äußerlich nichts zu sehen. Und das ist gut so. In der Begegnung mit anderen Menschen gibt es so nichts, was schon beim ersten Ansehen trennen könnte.
„Wir haben nur unsere Schuldigkeit getan“ ist dann ein selbstverständliches Wirken im Glauben und am Nächsten. Der Hinweis auf den Status des Sklaven ist dann nicht die Herabwürdigung des Menschen, sondern das Anerkenntnis Gottes als Allmächtigem. Gegenüber anderen ist der Christ nicht besonders hervorgehoben. Sein Wirken soll nicht dem eigenen Wohl dienen, sondern auch als Gottesdienst verstanden werden. Wenn ich einem Menschen mit einer Umarmung begegne und diese Umarmung erwidert wird, begegnet mir Liebe. Gewiss auch seine Liebe. Wenn das keine Bestärkung ist.
Tim Wollenhaupt
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männer aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-, und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.