Zum Evangelium nach Lukas 12, 39-51 am 18.08.2013, 13. Sonntag im Jahreskreis
„Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen.“
Jesus, der Verkünder der Nächsten- und Feindesliebe, erscheint kämpferisch, bedingungslos und zur Gewalt bereit. Auf den ersten Blick. Natürlich geht es nicht um einen Brandanschlag, um Bombenterror oder blutige Auseinandersetzungen. Nur wird das Wirken Jesu und seiner Jünger einerseits Begeisterung und Nachfolge hervorrufen und andererseits zu Ablehnung führen. Wo dies in den Häusern in den Familien der Fall ist, da „brennt die Luft“. Und ein Blick in die Geschichte zeigt, dass aus der Lehre der Liebe blanker Hass wurde. Bei den Kreuzzügen etwa, bei christlich-religiös motivierter Diskriminierung und Verfolgung. Und das sehnt sich Jesus herbei?
Wohl eher als Übergangsstadium. Eines, welches offenkundig bis heute andauert. Menschen, die einer Religion nahestehen, sehen sich in manchen Gebieten heute blankem Hass gegenüber. Ob es dabei christliche Minderheiten sind, die verfolgt werden oder die Menschen anderer religiöser Bekenntnisse, die sich hierzulande gegen Anfeindungen zur Wehr setzen müssen. Politisch vorgeschriebene Unterdrückung jeglicher Religion war im anderen Teil Deutschlands über Jahrzehnte gängige Praxis.
Dem Jesus-Wort wohnt eine Warnung inne: Christ zu sein, ist kein Zuckerschlecken. Es kann hart sein. Es kann dazu führen, dass der bekennende Christ ausgegrenzt und verfolgt wird. Im Dritten Reich konnte man das exemplarisch an Nikolaus Groß und Dietrich Bonhoeffer erleben. Es kann zum Abbruch von Freundschaft, zur Aufkündigung familiärer Verbindung und zum Tod führen. Und irgendwo auf der Welt sind dafür aktuelle Beispiele zu finden. Dennoch ruft Jesus seine Jünger zur Nachfolge auf. Nicht, um sie zu Märtyrern zu machen, sondern um sie zu bestärken. Nicht, um ihnen Angst einzujagen, sondern um ihnen die Konsequenzen aufzuzeigen. Wer sich bewusst zum Christentum entscheidet, trifft eine Entscheidung für sein Leben. Die Beispiele Nikolaus Groß und Dietrich Bonhoeffer zeigen, dass aus dem Wissen um die Konsequenz Kraft erwachsen kann. Eine Kraft, die stärker ist als eine politische Ideologie. Eine Kraft, die Dynastien und Systeme überdauert. Eine Kraft, die sich aus dem Vertrauen auf einen liebenden Gott speist. Und eine Kraft, der Feuer nichts anhaben kann.
Tim Wollenhaupt
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männer aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-, und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten