Zum Evangelium Joh 20, 19-23 am 2. Sonntag der Osterzeit – 7.4.2024
19 Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! 20 Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. 21 Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. 22 Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! 23 Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.
Der heutige Evangelientext nimmt, noch ganz nahe am Osterfest, das Pfingstereignis gedanklich schon vorweg.
Da ist zunächst die Ausgangssituation: „aus Furcht … die Türen verschlossen“. Dicht machen! Nichts und niemanden mehr an sich heranlassen. Wer von uns kennt eine solche Reaktion nicht von sich selbst oder auch Mitmenschen (und auch ganzen Ländern, die zum Beispiel die Medien gleichschalten, aus Furcht, dass die Landsleute sonst der offiziellen Ideologie und Propaganda nicht mehr folgen und sich nicht mehr beherrschen lassen!). Genauso ernüchternd ist in der Regel die Bilanz einer solchen Maßnahme. (Inneren) Frieden bringt sie allenfalls nur oberflächlich, denn die Ursache der Furcht ist nicht behoben, eine produktive Auseinandersetzung und Verarbeitung erfolgt nicht.
Jesus lässt sich von den Barrieren, die die Menschen um sich errichten, nicht aufhalten und kommt genau „in ihre Mitte“, ins Zentrum. Und aus dieser Mitte heraus beginnt er zu reden und zu wirken. Er zeigt sich den Jüngern mit den Malen seiner tiefsten Demütigung und seiner schlimmsten Schmerzen. Der, der ganz unten war, das schlimmste Leid aller Menschen, den Tod einschließend, sprichwörtlich am eigenen Leib erlebt hat, trägt die Erfahrung der Auferstehung in die Mitte der verängstigten Jünger.
Und das erste, was er sagt, ist „Friede sei mit euch!“ Diese Zusage hat für ihn solche Bedeutung, dass er sie ein weiteres Mal wiederholt, verbunden mit einer Aufforderung: Raus mit euch aus den Barrikaden, die ihr aus Angst um euch selbst errichtet habt!
Leichter gesagt als getan? Sicher, wenn dies allein aus eigener Kraft und Überwindung geschehen müsste. Dann wäre es eher eine stolpernde Flucht nach vorn.
Auch das weiß Jesus. Er haucht die Jünger an, lässt sie zu Atem kommen.
Und dann sagt er nicht etwa: WENN ihr … nein, er spricht im Aussagesatz: „Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.“ Für Jesus ist es sonnenklar. Durchdrungen von seinem Geist ist ängstlicher Rückzug keine Option mehr. Träger seines Geistes schauen nach vorn, geleitet von seinem Wort: Der Friede sei mit euch – Zusage und Auftrag zugleich!
Den HAUCH von Zuversicht und Stärke, der uns spürbar durch die Höhen und Tiefen des Lebens begleitet und uns „GEIST – REICH“ denken und handeln lässt, wünsche ich uns allen, vor allem denen, die in diesen Zeiten über Krieg oder Frieden entscheiden.
Maria Schmale