Christkönigsonntag, 25.11.2018
Zum Evangelium nach Johannes 18, 33b – 37
Vor einigen Jahren waren in der Kirche St. Maria Hilfe der Christen in Höntrop Bronzeskulpturen des Kölner Bildhauers Götz Sambale ausgestellt. Eine mehr als bemerkenswerte Ausstellung, die fotografisch zu begleiten ich die Ehre hatte. Es sind kleine Skulpturen in verschiedenen Körperhaltungen. Manche sitzen entspannt, manche scheinen zu gehen, manche stehen, einige knien. Einige Figuren tragen weibliche Attribute, andere männliche, sämtlich sind sie so gearbeitet, dass sie kein Gesicht tragen. Jeder, der durch eine solche Ausstellung geht, wird an mindestens einem, vielleicht mehreren Königen etwas erkennen, was im eigenen Leben vorkommt. Genau diese Körperhaltung, genau dieser Blick in die Weite, genau diese Hoffnung, was auch immer. Und alle Könige tragen eine polierte Krone. Schlicht und – wobei das das entscheidende Merkmal ist – im selben Guss entstanden. Auch, wenn es so wirkt: Man kann keiner Figur die Krone abnehmen, sie gehört untrennbar und von Anfang an dazu.
Wiederum vor ein paar Jahren kam eine Duisburger Brauerei auf die Idee, ihr Getränk zu bewerben mit dem Slogan „heute ein König“. In den kurzen Spots sah man dann Menschen, die nach einem selbstgemachten Erfolgserlebnis zur Krönung ein frisch gezapftes Pils anstrahlten und dazu kam der Slogan aus dem Hintergrund. Wohlgemerkt: Nicht der Mensch in dem Spot strahlte von sich aus, sondern er lächelte über das Glas in der Hand. Ein wenig armselig finde ich diesen Slogan und diese Werbespots bis heute. Es mag ja sein, dass man mit einem Getränk einen Erfolg krönen kann. Geschenkt. Aber ist es nicht viel wertvoller, dass Christen durch die Taufe gesalbt sind zum König, Priester und Propheten? Auch, wenn wir keine Skulpturen aus Bronze sind, auch unsere Krone ist untrennbar mit uns verbunden. Wir sind als Christen nicht nur „heute“ ein König. Wir können sagen: „Für immer ein König.“ Darauf könnte ich jetzt anstoßen.
Der irdische Herrscher Pilatus begreift das nicht. Sein Blick geht nur bis zur Menschenmenge vor der eigenen Haustür. Ihm – und uns – sagt Jesus: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt.“ Ein eleganter Hinweis darauf, dass wir Menschen unfähig sind, das liebevolle Geschenk des Lebens jemals zu begreifen.
Durch die Taufe gehören Christen zu Gottes Königreich. Als Könige dürfen und sollen wir handeln. Das klingt märchenhaft, nach großem Reichtum, Macht und der Chance, alles tun und lassen zu können. Aber ein wahrer König wird verantwortungsvoll handeln, wenn sein Reich nicht vergehen soll. Er wird die anderen Könige achten, damit sie auch ihn achten. Er wird als wertvoll empfinden, worüber er herrscht. Und über was herrsche ich so in meinem Leben? Es ist kein Reich, kein Vermögen, keine Macht. Alles, worüber ich verfüge, ist mein Leben und die Art, mit der ich es mit anderen teile. Einen Teil meines Lebens habe ich dafür investiert, diesen Text zu schreiben. Und Sie haben einen Teil Ihres Lebens dafür aufgeopfert, diesen Text zu lesen. Ein königliches Gipfeltreffen also, der Austausch von Gedanken zweier Könige. Wir lesen gemeinsam von dem Wort eines Königs, der sein Leben für uns hingegeben hat. „Sind wir nun mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden“ (Römer 6, 8).
Es bleibt also dabei: „Für immer ein König.“
Tim Wollenhaupt