Zum Evangelium nach Markus 6, 30-34 am 22.07.2018
16. Sonntag im Jahreskreis
Die Rückkehr der Jünger und der Wunsch Ruhe zu finden
30 Die Apostel versammelten sich wieder bei Jesus und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten.31 Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus! Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen. 32 Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein. 33 Aber man sah sie abfahren und viele erfuhren davon; sie liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin und kamen noch vor ihnen an. 34 Als er ausstieg, sah er die vielen Menschen und hatte Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er lehrte sie lange.
Liebe Leserin, lieber Leser,
schlimm ist das, wenn man nicht zur Ruhe kommt. Wilhelm Busch hat es so
wunderbar beschrieben: „Eins, zwei, drei im Sauseschritt, es eilt die
Zeit, wir eilen mit.“ Viele von uns kennen das ja zur Genüge: „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“. (Sepp Herberger hat diese Fußballer-Weisheit nicht nur in das Trainer-Bewusstsein gebracht) Gerade sind wichtige Termine von uns
erledigt worden, da kündigen sich bereits die nächsten an. „Nach dem Termin, ist vor dem Termin“. Schnelllebig ist die Zeit geworden. Der Kalender hat weiter 12 Monate im Gepäck, aber ich habe das Gefühl, dass ein Jahr schneller vorbei geht, als noch vor einigen Jahren. Jede Erfindung die gemacht wurde, brachte nach und nach ihre Vor- und Nachteile an das Licht. Telefon, Radio, Fernsehen, Smartphone, Sattelitentechnik, Internet – alles geniale und wunderbare Erfindungen. Der Vorteil für uns: Schnell werden Nachrichten in alle Welt übermittelt; der Nachteil: Eben weil alles so schnell geht, kommen wir langsam nicht mehr mit. Immer schneller, weiter, besser!? So führt die Schnelligkeit der Technik auch zu dem Befinden, das die Zeit „nur so rast“.
Trotz der vielen Erfindungen, die uns das Leben angenehmer und einfacher
machen, hat sich einiges jedoch nicht geändert: Die Probleme und Sorgen
der Menschen sind nicht weniger geworden, sie nehmen eher wieder zu. Die
Menschen – die oft ratlos und rastlos diesen Tatsachen gegenüberstehen –
suchen Halt und Trost für ihr Leben. Wie Schafe, die ihren Hirten verloren haben, suchen die Menschen jemanden der ihnen sagt, wo es lang gehen soll.
Im Internet werden auf verschiedenen Seiten Patentrezepte angepriesen,
wie wir ein glückliches und zufriedenes Leben führen können. In den sozialen Netzwerken tauschen sich die Menschen – auf freundliche und unfreundliche Art und Weise – aus, wie man mit den Problemen, Hoffnungen und Wünschen dieser Tage umgehen soll. Politiker und Parteien preisen sich und ihre Programme als die einzig richtige Lösung an. Neuerdings kommt dabei wieder die Parole „Ich / Wir zuerst“ in Mode – es wird dann gerne von einem „gesunden Egoismus“ gesprochen, der die Menschen selbstbewusst vorwärtsbringen soll.
Markus beschreibt uns mit diesem Textabschnitt, wie die Menschen dem
Herrn Jesus und seinen Jüngern gefolgt sind. Der Herr Jesus spürt die Sorgen und die Not der Menschen und er bedauert sie. Im Anblick der vielen hilfesuchenden Menschen, schaffen es der Herr Jesus und seine Nachfolger kaum, eine Pause zu machen. Als die Jünger von ihrem Missionseinsatz zurückkommen, haben sie den Wunsch, mit ihrem Meister in Ruhe über all ihre Erlebnisse reden zu können. Sie würden gerne – bei einem guten Abendessen, an einem ruhigen Platz – über alles sprechen, reflektieren, ausruhen und neue Kraft tanken. Der Herr Jesus weiß, wie wichtig dies für seine Mannschaft ist. Doch wieder einmal stellt Er die Bedürfnisse der Gruppe hinten an, weil ihm die vielen Menschen, die ihm nachfolgen, noch viel wichtiger sind. Unser Herr Jesus möchte niemanden abweisen oder einfach stehen lassen. Er ist der gute Hirte, der seine Schafe nicht einen Augenblick alleine lässt. „Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe.“ (Johannes 10,14+15) König David singt in einem seiner Lieder, dass er von seinem Gott versorgt und geführt wird. (Psalm 23)
Die Menschen spüren, dass der Herr Jesus ihnen helfen kann. Er kümmert
sich um sie, wo es andere Menschen schon lange nicht mehr können oder wollen. Damals wie heute brauchen wir den guten Hirten Jesus Christus. Er hat immer Zeit für uns. Für Ihn gibt es kein „Zuerst ich“ und wir dürfen im Gebet jederzeit Kontakt zu Ihm aufnehmen. Die Menschen „die ohne Plan“ mit der Zeit um die Wette rennen, können bei Ihm Ruhe und Erholung finden und lernen mit dem „Zeitgeist“ klar zu kommen. Der Herr Jesus bedauert die geplagten Menschen – damals wie heute – und Er möchte uns gerne behilflich sein. Auch wenn wir keine Zeit haben, Er nimmt sich die nötige Zeit für uns.
Also: Raus aus dem Hamsterrad – rein in das Gebet.
Ich wünsche Ihnen einen erholsamen Sonntag und eine gute Woche!
Ralf Crüsemann
Mein Tipp: „Tagessegen“
Jeden Tag neu spendet Pfarrer Heinz Förg aus dem Bistum Mainz den Segen für den Tag und verbindet dies mit einem kurzen Impuls zu einem ausgewählten Vers aus der Bibel. Das geistliche Ritual für den Start in den Tag!
Im Internet unter: www.katholisch.de/video/serien/tagessegen