Zum Evangelium Mt 10, 37-42 am Sonntag, dem 2. Juli 2017
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Aposteln: Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig.
Wer das Leben gewinnen will, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen. Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat. Wer einen Propheten aufnimmt, weil es ein Prophet ist, wird den Lohn eines Propheten erhalten. Wer einen Gerechten aufnimmt, weil es ein Gerechter ist, wird den Lohn eines Gerechten erhalten. Und wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist – amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen.
Ich gebe es zu, da gibt es Stellen in der Bibel, an denen ich mich bei erstem Lesen erst einmal reibe. Der Ausschnitt aus dem Matthäusevangelium vom heutigen Sonntag gehört zu diesen. Gleich über den ersten Vers stolpere ich als Familienmensch. Bin ich für Jesus denn dann gleich „abgemeldet“, nur weil ich meine Familie über alles liebe und sie in meinem alltäglichen Denken und Handeln Priorität hat?
Und die Verse 40-42, sie hören sich an wie eine Aufrechnung. Auch die Begründung „weil es ein Jünger ist“ bei Zusicherung von Lohn für vollbrachte Hilfeleistung wirft die Frage auf: Was ist denn mit Hilfeleistung für „Nicht-Jünger“, hat diese etwa einen minderen Wert?
Manchmal ist es dann sehr hilfreich, sich auszutauschen, wie wir es zum Beispiel zu Beginn der letzten Gemeinderatssitzung getan haben beim gemeinsamen Bibelteilen zu Mt 10, 37-42. Eine solche gemeinsame Betrachtung weitet den Blick und lenkt ihn von der Oberfläche in die Tiefe. Jesus hat die Fülle der Gebote und religiösen Anweisungen für das Leben zusammengefasst: Was das Leben trägt und tragen soll ist die unverbrüchlich miteinander verbundene Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe (Mk 12, 30f).
Auf dieser Basis bekommt auch die Aussage „Wer sein Leben gewinnen will, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen“ eine verstehbare Bedeutung. In unserem Alltag hören wir oft Fragen wie: Lohnt sich das? Was habe ich davon? Was springt dabei (für mich) heraus? Als wenn man sich das wahre Leben erkaufen könnte! Ich glaube, Jesus möchte uns Menschen dazu anregen, die richtigen Prioritäten zu setzen, dass das Leben in Fülle kein leeres Wort bleibt. Hinzuhören lohnt!
Einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche wünscht
Maria Schmale