- Sonntag im Jahreskreis, 15.11.2015
Zum Evangelium nach Markus 13, 24-32
Wie spät ist es?
Wie viel Zeit bleibt mir noch?
Kannst Du mal in Deinen Kalender sehen?
Zeit ist ein rares Gut und unser Leben scheint so recht nicht in den Kalender zu passen. Zwar kennen wir auch Zeiten, in denen wir das Wort Langeweile in großen Buchstaben auf die leeren Blätter schreiben könnten, aber das wird wohl in aller Regel nicht häufig der Fall sein.
Stellen Sie sich einmal vor, Sie blicken in ihren Kalender und da steht für den heutigen Tag „Ende der Welt“. Was würden Sie heute noch erledigen wollen? Für viel reicht die Zeit ohnehin nicht mehr. Oder könnten Sie sogar sagen „spielt keine Rolle, ich bin bereit“?
Das Ende der Welt ist ein beliebtes Motiv in der Kunst. Meist geht es einher mit der Darstellung von Naturgewalten. Wenn wir uns an die schweren Stürme in der jüngeren Vergangenheit erinnern oder an Sturmfluten, Tsunamis und Tornados, haben wir vermutlich alle solche Bilder vor Augen. All das fällt uns nur ein, weil wir als Menschen sowohl einzeln als auch als Gruppe in solchen Momenten ohnmächtig sind. Weil wir zwar, bei Wettervorhersagen etwa, erkennen können, was da auf uns zukommt, aber dennoch nichts dagegen unternehmen können. Genauso könnte auch im Kalender „Ende der Welt“ stehen, ganz ohne Sturm und Flut. Auch dagegen könnten wir nichts machen.
Eigentlich folgt dann aus dem heutigen Evangelium, dass wir rechtzeitig über das nachdenken sollen, was wir tun. Wenn wir nicht mehr wissen, wann es vorbei sein wird, kann es jederzeit vorbei sein. Und wenn wir dann sagen wollen „ich bin bereit“, müssen wir unser ganzes Leben entsprechend ausrichten. Und das heißt: Gott steht nicht im Kalender. Er begleitet mich täglich und gibt mir damit die Chance, ihm täglich begegnen zu können. Das finde ich tröstlich und es gibt mir zugleich einen Auftrag: Verhalte Dich so, dass jeder Tag Dein letzter sein könnte. Begegne jedem Gegenüber so, dass Du ihm in die Augen sehen kannst. Mich macht das ruhiger, jeden Tag neu.
Wenn das, was uns antreibt, von Seiner Liebe geprägt ist, wenn so, wie wir miteinander umgehen, von dieser Liebe getragen ist, kann uns doch gleich sein, wann jener Tag und jene Stunde kommt.
Einen Tag in dieser Zuversicht und mit diesem Vertrauen wünsche ich Ihnen.
Tim Wollenhaupt
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.