Zum Evangelium nach Johannes 20, 19-31 am Sonntag, dem 12.04.2015
- Sonntag der Osterzeit
Die Gemeinde lebt vom Glauben an Christus, den Auferstandenen.
Dieser Glaube ist Staunen und Freude, er ist Dank und Treue.
Wer sich von der Gemeinde absondert, hat es schwer mit dem Glauben.
Der Glaube lebt nicht vom Grübeln, sondern vom Hören, vom gemeinsamen Gotteslob und Gottesdienst, auch von den gemeinsamen Aufgaben.
(aus dem Internet: Ein Tagesimpuls der Erzabtei St. Martin zu Beuron, www.erzabtei-beuron.de)
Liebe Leserin, lieber Leser!
„Das ist doch wohl nicht zu glauben!“
„Was glaubt der denn, wer er ist?“
„Ich glaub es dir wohl!“
„An so etwas glaube ich nicht!“
„Glaubst Du das?“
…usw.
Als ich über den heutigen Bibeltext nachdachte, ist mir aufgefallen, dass es heutzutage so viele Sätze gibt, die das Wort Glauben mit einbeziehen.
Der Glaube erscheint uns so wichtig, dass wir ihn gerne zur Bekräftigung unserer Aussage benutzen.
So soll unsere Meinung, verstärkt durch das Wort Glauben, Gehör bei anderen Menschen finden.
Wenn wir das Wort Glaube allerdings so häufig einsetzen, stellt sich mir die Frage, an was wir denn alles glauben sollen.
Aber eines wird dadurch deutlich („so glaub ich“):
Der Glaube hat einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft.
Der Bibeltext beschreibt uns einen nachdenklichen und fragenden Jünger Thomas.
Die Jünger berichten ihm, dass der Herr Jesus wirklich auferstanden ist.
Er hat sie am Abend des Auferstehungstages besucht und sich mit ihnen unterhalten.
Kann Thomas das wirklich glauben, was ihm die anderen Jünger da erzählen?
Beim nächsten Treffen der Jünger ist Thomas aber mit dabei.
Jesus kommt auch an diesem Abend zu den Jüngern.
Jesus sagt zu Thomas: „Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ (Johannes 20,27)
Bis heute sprechen wir deshalb „vom ungläubigen Thomas“.
Ich persönlich möchte Thomas aber nicht „zum ungläubigen Thomas“ abstempeln.
Er hat damals daran gezweifelt, was ihm die anderen berichtet haben.
Ich hätte an seiner Stelle auch meine Zweifel gehabt, ob ich das alles so glauben kann.
Erst einmal in Ruhe nachdenken, überlegen und prüfen.
Jesus hat für Thomas viel Verständnis, er nimmt sein Nachgrübeln ernst und ermöglicht ihm zu sehen und zu fühlen.
Daraufhin sagt Thomas – ganz frei heraus -: „Mein Herr und mein Gott!“ (Johannes 20, 28)
So deutlich hat das bis dahin keiner gesagt!
Thomas sagt hier einen ganz bedeutenden Satz, ein Ausruf, über den wir ebenfalls bis heute sprechen.
Und so erlebe ich den Jünger Thomas – mit all seinem Grübeln und Zweifeln – als einen treuen und wichtigen Begleiter des Herrn Jesus.
„Das ist doch wohl nicht zu glauben“ haben wir von ihm nicht mehr gehört.
Der Apostel Paulus schreibt in den Briefen an die Römer:
Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes.
(Römer 15,13)
Ich wünsche Ihnen allen, einen schönen Sonntag.
Ralf Crüsemann
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.