Zum Evangelium Mt 20, 1-16a am 21.9.2014
Wir erleben hier den Konflikt zwischen der eingebürgerten Ordnung, die das Zusammenleben der Menschen nach Konventionen, Vereinbarungen und Gesetzen regelt und den individuellen Lebensbedürfnissen derer, die in Bedrängnis geraten sind.
Im Gegensatz zu unserer alltäglichen Erfahrung orientiert sich Jesus Denken und Handeln nicht an den üblichen Verdienstprinzipien –Lohn wird nach Leistung bezahlt- sondern für ihn ist die Perspektive der Liebe bestimmend: die Arbeiter erhalten den vollen Lohn, weil sie ihn dringend benötigen. Würde der Winzer entsprechend der geleisteten Arbeit abrechnen, so würden die zuletzt Gekommenen so gut wie nichts erhalten.
Wo immer es geschieht, dass Menschen Rettung aus der Not und Enge ihrer Existenz erfahren, wird ein Stück des Reiches Gottes Realität. Der „Geist der Welt“ berechnet den Lohn nach der Leistung, der „Geist des Reiches Gottes“ fragt: was braucht der Mensch zum Leben?
Erkennen wir uns nicht auch öfter in der Rolle der schimpfenden Arbeiter wieder? Aber sollte eine Handlungsweise, die sich an der Bedürftigkeit und nicht an der Leistung orientiert, für uns als Christen nicht eher die Richtschnur unseres Handelns sein?
Die Liebe als Motiv des Handelns. Tja, da verstummen vielleicht auch die Meckerer.
Dietmar Kanzer
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.