Offb 7,13-17
13 Da nahm einer der Ältesten das Wort und sagte zu mir: Wer sind diese, die weiße Gewänder tragen, und woher sind sie gekommen? 14 Ich erwiderte ihm: Mein Herr, du weißt das. Und er sagte zu mir: Dies sind jene, die aus der großen Bedrängnis kommen; sie haben ihre Gewänder gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht. 15 Deshalb stehen sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm bei Tag und Nacht in seinem Tempel; und der, der auf dem Thron sitzt, wird sein Zelt über ihnen aufschlagen. 16 Sie werden keinen Hunger und keinen Durst mehr leiden und weder Sonnenglut noch irgendeine sengende Hitze wird auf ihnen lasten. 17 Denn das Lamm in der Mitte vor dem Thron wird sie weiden und zu den Quellen führen, aus denen das Wasser des Lebens strömt, und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen.
Joh 2, 13-22
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes. 13 Das Paschafest der Juden war nahe und Jesus zog nach Jerusalem hinauf. 14 Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen. 15 Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus samt den Schafen und Rindern; das Geld der Wechsler schüttete er aus, und ihre Tische stieß er um 16 und zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle! 17 Seine Jünger erinnerten sich, dass geschrieben steht: Der Eifer für dein Haus wird mich verzehren. 18 Da ergriffen die Juden das Wort und sagten zu ihm: Welches Zeichen lässt du uns sehen, dass du dies tun darfst? 19 Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten. 20 Da sagten die Juden: Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten? 21 Er aber meinte den Tempel seines Leibes. 22 Als er von den Toten auferweckt war, erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.
Liebe Leserin, lieber Leser,
wir sind heute voller Visionen.
Die Vision des Johannes aus der Offenbarung war mir lange fremd,
bis ich von ihrer Entstehungsgeschichte hörte.
Heute ist mir gerade dieser Text von Allerheiligen sehr wertvoll.
In Johannes Evangelium vertreibt Jesus nicht nur die Händler aus dem Tempel,
sondern offenbart seine Vision von seinem Tod und seiner Auferstehung.
Paulus bezeichnet die Christen als den neuen Weg
und beginnt die Apostelgeschichte mit folgender Vision:
Ihr werdet mit dem Heiligen Geist erfüllt werden,
und dieser Geist wird euch die Kraft geben,
überall als meine Zeugen aufzutreten:
in Jerusalem, in ganz Judäa und Samarien
und bis ans äußerste Ende der Erde. (Apg 1,8)
Dieses Programm haben sich seit langer Zeit
auch die Menschen hier in Wattenscheid zu eigen gemacht.
Seit fast 25 Jahren bezeugen wir IHN und lassen uns
in weißen Gewändern vom Heiligen Geist
auf eine besondere uralte Weise bestärken.
Unter unserem über 700 Jahre alten Kruzifix, dem Lamm,
mit ausgebreiteten Armen und der Königskrone des Siegers über den Tod,
befindet sich das Taufbecken,
das unser Taufverständnis seitdem auf eine ganz intensiv fühlbare Weise verändert
und zum Ursprung zurückgeführt hat.
Davon erzählen wir uns gegenseitig,
in der Gemeinde, der Pfarrei, im Bistum Essen und im gesamten deutschen Sprachraum
und stecken die Menschen mit SEINEM Geist an.
Unsere Verstorbenen verabschieden wir geborgen unter seinen Armen
über dem Ursprung unseres Christseins.
Darin liegt unsere Motivation diesen Weg weiterzugehen
und auch in der Zukunft SEINE Zeugen sein zu können.
Nun stehen wir mit allen, die uns vorangegangen sind
und denen, die uns folgen werden in weißen Gewändern vor IHM in seinem Tempel,
wo er SEIN Zelt über uns aufgeschlagen hat,
in der Hoffnung keinen Hunger und keinen Durst mehr zu leiden,
denn das Lamm in der Mitte vor dem Thron wird uns weiden
und zu den Quellen führen,
aus denen das Wasser des Lebens strömt,
und Gott wird alle Tränen von unseren Augen abwischen.
So die Vision des Johannes.
Es ist die Zeit gekommen unser Zelt in unserem Tempel abzubrechen
und unseren Weg in die Zukunft weiterzugehen.
Am Ende dieses Kirchenjahres gehen wir im Advent dem entgegen,
der kommen wird.
Die Zeltinstallation, die uns 9 Jahre lang begleitet hat
und uns das Zelt Gottes unter den Menschen war,
wird in der kommenden Woche entfernt.
Die Kirche ist dann wieder leer.
Der Eifer für dein Haus wird uns verzehren…
seit einigen Jahren zunächst in der Visionsgruppe,
dann in der Projektgruppe, jetzt zusammen mit den Architekten von SOAN
haben wir daran gearbeitet, Maria Magdalena weiterzuentwickeln,
um den Wattenscheidern eine dritte Haut zu schaffen,
ein neues Heim von zweien für die Zukunft dieser Pfarrei.
Wir werden einiges herausschaffen aus diesem Tempel,
werden ihn nicht niederreißen, aber neu errichten.
Auf dem ersten Teil des Weges bis zum März werden wir unsere Kirche
ohne die Installation neu in alter Form kennen lernen.
Ab März beginnt planmäßig der zweite Wegabschnitt mit der Dachsanierung.
Die Außenhaut der Kirche wird neu.
In der zweiten Jahreshälfte erwarten wir den nächsten Wegabschnitt,
wenn wir die Kirche für die Renovierung und den An- und Umbau
hinter uns lassen müssen.
Der Weg ist nicht weit, aber lang,
nicht 46 Jahre lang;
so hoffen wir doch, dass wir im Advent 2026 zurückkehren
und zusammen mit IHM in der neuen Kirche ankommen werden.
Das ist unsere Vision.
Thomas Schlott